So gelingt das freie Spiel zu Hause – meine 3 besten Tipps

So gelingt das freie Spiel zu Hause – meine 3 besten Tipps

Kinder lernen im freien Spiel sich und die Welt kennen. Das ungestörte Experimentieren mit verschiedenen Materialien lässt ein Kind die Welt begreifen. Diese Möglichkeit trägt zur Fähigkeit der Selbstbestimmung und damit zu einem positiven Selbstwertgefühl bei. 

Damit das freie Spiel zu Hause von Anfang an gelingt, braucht es ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren. Das Kind braucht Spielmaterial, das seinen Entwicklungsbedürfnissen entspricht und genügend Zeit, um sich damit zu beschäftigen. Ein sicherer Raum, der auch zum Bewegen einlädt und eine aufmerksame Bezugsperson tragen dazu bei, dass das freie Spiel zu einem unvergesslichen (Lern)Erlebnis wird. 

“Das Spiel ist die höchste Form der Forschung”, sagte schon Albert Einstein. Also ermöglichen wir das unseren Kindern, so oft wie möglich. Damit es von Anfang an auch gelingt, teile ich gerne die folgenden Punkte mit dir.

Was bedeutet freies Spiel?

Mila ist 8 Monate alt. Sie kriecht auf ihrem Bauch durch den Raum, findet eine kleine Schüssel aus Metall und ergreift sie. Sie dreht sich mit der Schüssel in der Hand auf den Rücken, dreht sie in der Hand, betrachtet sie, legt sie von einer Hand in die andere. Zwischendurch steckt sie sie in den Mund und betrachtet sie danach wieder. Sie dreht sich wieder auf den Bauch, lässt die Schüssel fallen und kriecht weiter, um sich einen Ball zu schnappen. 

Während ich Mila beim Spielen zusehe, erinnere ich mich an meine eigene Kindheit.

Ich liege bei meiner Oma in der Küche am Boden und baue mit Steckblumen eine ewig lange Schlange, während sie kocht oder bügelt. Ich tauche ein in meine eigene Welt, vergesse die Zeit und bin ganz mit mir beschäftigt. Aber ich bin nicht alleine. Meine Oma ist immer da. Denn wenn ich mal kurz aufschaue, sieht sie mich und lächelt mir zu. Und wenn ich sie bitte, sich meine Schlange anzusehen, dann wird sie das tun. Diese Zuversicht fühlt sich gut an. 

Ich spüre Geborgenheit und Freiheit. Die Freiheit, mich um das zu kümmern, was ich selber gerade machen möchte, aber gleichzeitig weiß ich, dass da jemand ist, den es interessiert. Jemand, der entweder bei mir sitzt, oder in seine eigenen Tätigkeiten vertieft, einfach da ist. 

Freies Spiel bedeutet für ein Kind, dass es sich selbst aussucht, womit und wie es mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material spielen möchte. Beim freien Spiel gibt es keine Erwartungen von außen und somit keine Über- oder Unterforderung. Schon ein Säugling sucht sich im freien Spiel seine Herausforderungen selbst. 

Tipp #1: Freies Spiel braucht geeignetes Spielmaterial

Vermutlich stellst du einem sechs Monate altem Baby kein 100 Teile Puzzle zur Verfügung. Denn, was würde das Baby wohl damit machen? Es würde die Teile ausräumen, in der Hand fühlen, in den Mund nehmen und es damit vermutlich kaputt machen. Außerdem besteht die Gefahr, dass es die Teile verschluckt. 

Um einem Kind ein freies Spiel zu ermöglichen, in dem es versinken kann und das seinen Entdeckergeist weckt, braucht es Spielmaterial, das seinen Entwicklungsbedürfnissen entspricht und mit dem es sich nicht verletzen kann. 

Ein Baby oder Kleinkind braucht für sein freies Spiel kein teures Spielmaterial, wie es uns die bunte Reklame oft einzureden versucht. Spielzeug, das leuchtet oder singt, wenn man einen Knopf drückt, können Kinder noch nicht nachvollziehen und verstehen. Da führt meist dazu, dass es sie schnell überfordert oder langweilt. 

Für Babys und Kleinkinder ist es sinnvoller, einige wenige Materialien aus deinem eigenen Haushalt zur Verfügung zu stellen. Durchforste gerne mal deine Küchenladen, Gegenstände aus dem täglichen Leben und überlege, was davon du zum Spielen abgeben kannst. Das Geld, das du dabei sparst, investiere lieber in hochwertiges Material, das jahrelang für dein Kind interessant ist. 

Tipp #2: Schaffe für das freies Spiel eine JA-Umgebung

Damit das freie Spiel deines Kindes auch wirklich entspannt gelingt, schaffe eine JA-Umgebung, so gut es bei dir möglich ist. Je weniger Grenzen du setzen musst, umso entspannter kann dein Kind spielen. 

  • Der schönste Platz zum Spielen ist in deiner unmittelbaren Umgebung. Wir tendieren dazu, die Zimmer unserer Kinder nach Instagramvorlagen oder wie in einem schicken Möbelhaus einzurichten, in der Hoffnung, dass das Kind sich dort alleine beschäftigen wird. Allerdings ist es für junge Kinder viel wichtiger, in der Nähe seiner Bezugspersonen zu sein, um in ein eigenständiges Spiel versinken zu können. 
  • Achte auf die Sicherheit in der Spielumgebung! Es ist wichtig, dass sich im Spielbereich keine unmittelbaren Gefahren befinden. Sichere offene Steckdosen mit einem Schutz und räume Blumen aus dem Weg. Für Babys kann der Platz auch durch ein Spielgitter begrenzt sein.
  • Der Platz sollte genügend Raum für Bewegung bieten, da ein freies Spiel ohne Bewegung für ein Kind nicht möglich ist. Das Experimentieren mit dem eigenen Körper ist mit dem Spielen eng verbunden. Ein Baby, das sich auf den Bauch drehen will, braucht genügend Platz, damit die erste Bauchlandung auch gelingen kann. Ein dreijähriges Kind braucht Platz und Möglichkeiten zum Turnen und Toben, nachdem es dem Bären Essen gekocht hat. 
  • Vermeide ablenkende Hintergrundgeräusche wie laufende Radios oder Fernseher. Auch, wenn du denkst, dass dein Kind nicht hinhört oder hinsieht: es beeinträchtigt es dennoch, sich richtig in sein Spiel zu vertiefen und daraus eine befriedigende Erfahrung zu schöpfen. 
  • Ermögliche selbständige Aktivitäten, indem du das Spielmaterial auf der Augenhöhe deines Kindes platzierst. So kann dein Kind selbst wählen, mit welchen Spielsachen es gerade spielen möchte und kann es auch wieder an seinen Platz zurückstellen, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Benutze dafür niedrige offene Regale, die du fest an die Wand schraubst, damit sie nicht kippen können.

Hier findest du noch mehr Tipps für eine optimal vorbereitete Spielumgebung in den ersten Lebensjahren

Tipp #3: Störe das freie Spiel deines Kindes möglichst nicht!

Als Elternteil bist du für die Spielumgebung deines Kindes zuständig. Du kümmerst dich darum, geeignete Materialien zur Verfügung zu stellen und gegebenenfalls wieder zu ordnen. Dein Kind hat die Möglichkeit, nun auf Entdeckungsreise zu gehen oder seinem Lieblingsspiel nachzugehen. 

Für das freie Spiel ist es wichtig, dass keine Erwartungen oder Einmischungen von außen kommen. Vertraue gerne darauf, dass sich dein Kind selbst die nötige Herausforderung für den nächsten Entwicklungsschritt setzt. 

Wenn du Lust verspürst, mit deinem Kind zu spielen, setz dich doch einfach mal dazu und schau ihm zu. Was macht es und wie macht es das? Welche Vorschläge kommen dir gerade? Und was wäre, wenn du diesen Vorschlag jetzt aussprichst? 

Versuche, dein Kind nicht in seinem Prozess zu stören, denn es würde abgelenkt und sich damit von seiner Selbstbestimmtheit entfernen. Ideen und Vorschläge können zur Überforderung führen oder letztlich dazu, dass das Kind sich nicht wertgeschätzt, nicht richtig fühlt. 

Im freien Spiel gibt es kein Richtig und kein Falsch. Du kannst die Zeit damit verbringen, einfach zu beobachten, was und wie dein Kind spielt. Mach es dir mit einer Tasse Kaffee oder Tee so gemütlich wie möglich neben deinem Kind. Wenn es dich ansieht, lächle oder nicke ihm zu. Sprich auch gerne aus, was du siehst: “Du baust einen Turm, ich schau dir mal zu!”

Auf dem ersten Blick könnten wir hier Chaos erkennen. Ich war beim Spiel ganz dabei und weiß damit auch, was genau hier gespielt wurde!

Kinder lieben es, ihr Spiel mit uns Erwachsenen zu teilen. Das gibt ihnen das Gefühl, wichtig für uns und in dieser Welt zu sein. Deine Anwesenheit, die es nicht bewertet in dem, was es tut, trägt nachhaltig zur Entwicklung seines positiven Selbstvertrauens bei. 

Wenn du dein Kind in seinem Spiel doch einmal unterbrechen musst, gehe zu ihm hin, begib dich auf seine Augenhöhe, berühre es sanft und sprich es mit klaren Worten an. Kinder sind oft so in ihrem Spiel versunken, dass sie deine Worte nicht wahrnehmen können. Die Berührung und der Augenkontakt tragen dazu bei, sie aus dem Spiel zu holen. 

Bist du neugierig geworden?

Wenn du nun Lust bekommen hast, deinem Baby/Kleinkind Zeit und Raum für freies aktives Lernen zu schenken, hol dir gerne meine Liste mit über 100 Spielmaterialien für die ersten Lebensjahre. Darin findest du einfaches und hochwertiges Material für Kinder von 0 bis 3 Jahren, die zu einem gelungenen Freispielerlebnis beitragen können. 

Meine 7 besten Tipps für eine optimal vorbereitete Spielumgebung in den ersten Lebensjahren

Meine 7 besten Tipps für eine optimal vorbereitete Spielumgebung in den ersten Lebensjahren

Im freien Spiel lernt das Kind sich und die Welt kennen. Damit sich ein Kind alleine zufrieden beschäftigen kann, braucht es einige Voraussetzungen. Eine davon ist eine geeignete vorbereitete Umgebung, die sich an die Bedürfnisse des Kindes richtet und von den Erwachsenen gepflegt wird.

Hier findest du alle Informationen über die Spielentwicklung im 1. Lebensjahr

1) Wähle den richtigen Platz für den Spielbereich

Kinder spielen am liebsten dort, wo sich auch die Erwachsenen aufhalten. Überlege, in welchem Wohnbereich DU dich am wohlsten fühlst und DU dich am öftesten aufhältst. Ist es das Wohnzimmer, dann richte deinem Kind dort einen Spielbereich ein. Ein wunderschön eingerichtetes Kinderzimmer wird meist nicht bespielt, wenn sich die Bezugspersonen nicht auch dort aufhalten.

Das Kinderzimmer kannst du als zusätzlichen Spielbereich einrichten. Überlege dir, welches Spiel für welchen Raum geeignet ist. Darf das Bobbycar im ganzen Haus herumfahren, oder magst du es lieber auf das Kinderzimmer beschränken? Darf im Kinderzimmer gemalt werden, oder magst du lieber, dass das im Wohnzimmer unter deiner Beaufsichtigung passiert?

2) Schaffe eine JA! Umgebung

Am besten schaffst du einen Spielbereich, in dem alles erlaubt ist und dein Kind ungestört spielen kann. Die Spielumgebung sollte Schutz bieten vor ungebetenen Eindringlingen (z.B. Haustieren) oder häufigen Grenzsetzungen. Er kann mit Möbeln abgegrenzt oder auch von einem Spielgitter umgeben sein. Das hat den Vorteil, dass du nicht ständig keppeln und dauernd aufpassen musst, dass etwas passiert.

Nur wenn dein Kind ungestört und gefahrlos experimentieren kann, kann es sich auch wirklich in sein Spiel vertiefen. Es wird positive Erfahrungen machen und sich immer wieder gerne mit sich selbst beschäftigen. Wird der Dreijährige immer wieder von dem Baby beim Spielen gestört (oder umgekehrt)? Dann richte ihm einen eigenen Bereich, in dem er ungestört, aber in deiner Nähe für sich selbst aktiv sein kann.

3) Passe den Spielbereich den Bedürfnissen deines Kindes an

Eine optimale Spielumgebung bleibt nie gleich, sondern verändert sich bestenfalls immer wieder. Beobachte, womit sich dein Kind gerade gerne beschäftigt und stimme den Spielbereich darauf ab. Du kannst die Spielsachen von Zeit zur Zeit unter die Lupe nehmen und aussortieren. Räume unbespielte Dinge bei Seite und tausche die Spielmaterialien immer wieder aus. Das erhält die Neugierde und beseitigt Langeweile.

Hier findest du Spielmaterialien, die das freie Spiel deines Kindes in den ersten Lebensjahren unterstützen.

Du kannst die Spielumgebung so ausstatten, dass von allem ein wenig bereit steht. Offenes Material, das dein Kind jederzeit alleine verwenden kann, steht in Augenhöhe deines Kindes bereit. Gibt es Spiele, die du deinem Kind lieber in deinem Beisein anbietest? Dann lagere sie lieber etwas erhöht oder in einem anderen Bereich.

Im 2. Lebensjahr wird gerne sortiert, gesammelt und gruppiert

4) Präsentiere die Spielsachen wie eine Haubenköchin

Eine einladend vorbereitete Umgebung teilt deinem Kind mit, dass es wichtig ist und dass du interessiert daran bist, dass es sich aktiv und befriedigend beschäftigen kann. Denn dort, wo es einladend ist, halten wir uns auch gerne länger auf. Das ist schon bei jungen Kindern so und ändert sich nicht, wenn wir erwachsen sind. Gleiche Dinge kannst du in Körbchen präsentieren und für dein Baby auf dem Boden bereitstellen. Oder versuche auch einmal, verschiedene Dinge interessant anzuordnen. Ein Tuch in einem O-Ball versteckt, kann ein lustiges Beschäftigungsangebot sein. Stecke ein Holztier in eine Dose oder lege die Püppchen in ein Körbchen und decke sie zu.

Verändere die Präsentationen je nach Lust und Laune. Stelle für dein Baby die Stapelbecher in einen Activity-Ring oder lege einen Ball in eine Holzschüssel. Ab dem 2. Lebensjahr wird es einfacher für dein Kind, sich selbst zu bedienen. Zu diesem Zeitpunkt können die Dinge einen festen Platz bekommen. Ein Regal in Augenhöhe deines Kindes, in dem das Material in Körben zur Entnahme zur Verfügung steht, lädt auch eher wieder dazu ein, es nach dem Gebrauch wegzuräumen.

Die O-Bälle habe ich mit Seidentüchern befüllt und in Igelringe gelegt

5) Weniger ist mehr

Achte darauf, dass das Spielangebot nicht zu groß ist. Ein überladener Spielbereich überfordert dein Kind. Denn wenn man keinen Überblick hat, fällt es schwer, sich für etwas zu entscheiden. Für dein Kind ist es also einfacher, aus wenigen Dingen etwas auszuwählen, womit es sich beschäftigen möchte. Qualität ist wichtiger als Quantität.

Die Kunst ist es, das Spielangebot vielfältig zu halten, aber dennoch nicht zu überladen. Du hast 3 verschiedene Arten von Bausteinen? Kein Problem, dann tausche sie doch regelmäßig aus oder stelle die einen im Wohnzimmer und die anderen im Kinderzimmer zur Verfügung!

Welches Material ich anbiete, hängt von den Interessen und dem Alter der jeweiligen Kinder ab

6) Achte auf ausreichend Platz für Bewegung

Bewegung gehört zum Spiel mit dazu. Von einem Kleinkind ist nicht zu erwarten, dass es sich stundenlang in seinem Spielbereich ruhig beschäftigt. Zum Spielen gehört Toben, Laufen, Klettern und Purzeln einfach dazu. Auch, wenn das erst einmal nach Spielplatz klingt, kannst du zu Hause auch Raum für Bewegung schaffen. Ein Stuhl kann zum Kriechtunnel werden oder ein paar Pölster zum Trampolin.

Sowohl das Spielmaterial, als auch das Bewegungsangebot sollte sich immer an den nächsten Entwicklungsschritt richten. Ein Baby, das versucht, sich auf den Bauch zu drehen, braucht ausreichend Platz, damit seine ersten Drehversuche nicht scheitern. Dein Kleinkind wird sich beim Spielen wahrscheinlich nicht auf einen kleinen Bereich beschränken. Es trägt gerne Dinge von A nach B und verteilt die Sachen im ganzen Wohnbereich. Umso wichtiger ist es, klar zu kommunizieren, wo der Spielbereich beginnt und wo er wieder endet.

7) Halte Ordnung

Immer wieder mal zwischendurch aufzuräumen ist meines Erachtens nicht notwendig. Aber nach jeder Spielphase darf es eine kurze Aufräumphase geben, in der das Spielzeug wieder dorthin verschwindet, wo es hingehört. Das Aufräumen wird dein Kind ganz von alleine lernen, wenn du es ihm täglich vorlebst. Achte darauf, rechtzeitig mit dem Aufräumen zu beginnen, denn müden Kindern fehlt die Geduld, um noch aufmerksam dabei zu sein. Nimm dir vor, den Spielbereich täglich einmal neu zu sortieren. Das hilft deinem Kind dabei, sich am nächsten Tag schnell wieder in sein Spiel zu vertiefen!

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