3 und mehr Ideen für freies Spiel mit Sand

3 und mehr Ideen für freies Spiel mit Sand

Es braucht nicht viel, dass sich Kinder längere Zeit lustvoll selbst beschäftigen können.
Zu diesem „nicht viel“ zähle ich eindeutig Sand. Sei es am Strand, in der Sandkiste, am Spielplatz oder auch in einer kleinen Schüssel zu Hause. Sand hat eine Anziehungskraft, der sich kaum jemand entziehen kann. Wenn er durch deine Hände rieselt, du deine Zehen darin wühlst, ihn mit ein bisschen Wasser vermischst – er ist einfach einzigartig. Sand ermöglicht ganzkörperliche Sinneserfahrungen, egal, ob du ihn mit oder ohne zusätzlichem Spiematerial anbietest. Es gibt kaum ein anderes Material, das so vielseitig bespielbar ist.

In diesem Artikel findest du drei unterschiedliche Möglichkeiten, deinem Kind Sand zum Spielen anzubieten. Je nach Lust und Möglichkeiten.

1) Die Indoor Sandschüssel

Die erste Schüssel mit Sand habe ich für meinen zweiten Sohn im Wohnzimmer aufgestellt, als er zweieinhalb Jahre alt war. Er konnte sich so sehr vertiefen in dieses meditative Spiel, dass es ein wahrer Segen und eine genussvolle Freude war, ihm dabei zuzusehen.

Das Gefäß, das ich ihm angeboten habe, war ein kleines Golfischglas, das zur Hälfte gefüllt mit weichen Fugensand war. Dieser Sand ist uns übrig geblieben, als wir vor unserem Haus die Pflastersteine verlegt haben. In das Glas habe ich lediglich drei unterschiedliche Muscheln gegeben und einen kleinen Löffel.

Je nach Möglichkeiten kannst du verschiedene Gefäße, Kännchen, Löffel und Schöpfer zum IndoorSandSpielen anbieten. Wenn du einen Holzboden hast, breite unbedingt unter dem Bereich einen Teppich auf, denn der feine Sand könnte deinen Boden kaputt machen, wenn er auf den Boden rieselt. Für den Indoor Bereich eignet sich feiner Quarzsand oder *Chinchillasand (Wüstensand) aus dem Zoogeschäft.

Die Sandwanne hat einen gläsernen Untergrund und es gibt sie in verschiedenen Größen zu kaufen. Genauso gut kannst du aber auch eine alte Lade verwenden oder eine Krabbelkiste und sie mit wenig Sand befüllen. Zum Bespielen kannst du schöne Gegenstände wie Muscheln, Glasnuggets, verschiedene Tiere oder Murmeln und Perlen bereitstellen. Dieser Platz lädt neben Kleine-Welt-Spielen ein zum Spuren und Muster Hinterlassen oder Mandalas Legen.

So biete ich den Sand zum Beispiel in meinen SandSpielRäumen an, die auf Anfrage in meinem SpielRaum in Kaisersdorf stattfinden. Das Befüllen der Fläschchen mithilfe von Trichtern und das Sieben des Sandes kommt dem alltäglichen Erleben nahe und stillt das Experimentierbedürfnis von Kindern jeglichen Alters.

2) Die Outdoor-Sandkiste

Der Klassiker unter den SandSpielen. Auf fast jedem Spielplatz findest du eine Sandkiste. Wenn du einen Garten hast, kannst du ganz leicht einen Behälter mit Kinderspielsand aufstellen, den du im Baumarkt kaufen kannst. Eine kleine Sandmuschel findet sogar auf einem Balkon Platz. Jetzt noch ein paar Spielutensilien dazu, und der Spielspaß ist perfekt. Alles, was du in deiner (oder Omas) Küche findest – und selbst nicht mehr brauchst, kannst du für das SandSpiel zur Verfügung stellen. Dazu brauchst du kein teures (oder billiges?) Plastik kaufen, sondern kannst einfach mal schauen, was da ist:

  • Löffel, Gabel, Streichmesser
  • Kübel, Becher und Schüsseln
  • Siebe, Reiben, Schneebesen, Kochlöffel
  • Kochtöpfe, Deckel, Krüge, Schneidbretter
Eine Sandmuschel kannst du auch in einen kleinen Garten stellen und du kannst den Sand abdecken, um ihn vor Verschmutzung zu schützen

Ist dein Garten etwas größer, kannst du deinem Kind sogar einen riesigen Sandhaufen zur Verfügung stellen. Der ist am attraktivsten, wenn er immer wieder mal aufgeschüttet wird, sodass dein Kind Höhlen und Tunnel bauen kann oder ihn selbst besteigen kann. Ist dein Sandplatz größer, kannst du auch mehr Spielmaterial dazu anbieten:

  • große Aufsitzbagger oder Traktoren
  • diverse Fahrzeuge zum Auf-und Abladen in verschiedenen Größen
  • große Schaufeln und Spaten
  • große Rechen

3) Sand und Wasser = Matsch

In Kombination mit Wasser verändert der Sand seine Eigenschaften. Damit macht dein Kind erste naturwissenschaftliche Erfahrungen mit Aggregatszuständen – oder einfacher: Aus Sand wird Matsch und aus Matsch kann man wieder andere Dinge machen. Mit Matsch lässt sich kochen, formen, man kann darin wühlen und sich damit einreiben. Das ermöglicht deinem Kind wichtige Sinneserfahrungen, die es sich selbst spüren und kennenlernen lassen.

In unserem winzigen Reihenhausgarten haben das mit dem Sand und dem Wasser so gelöst:

Fünf Kinder spielen an einem Wassertisch neben der Sandkiste

Wir haben aus einfachen Holzplatten eine Sandkiste gezimmert (dafür braucht man kein Handwerker sein!) und einen Wassertisch drangebaut. Dafür hat mein Mann (der definitiv KEIN Handwerker ist) eine Holzplatte an die Sandkiste geschraubt und mit zwei Holzbeinen stabilisiert. Mit einer Stichsäge hat er runde Kreise aus dem Holz gesägt, in die ich Plastikschüsseln gehängt habe. Als Spielmaterial dienen alte Töpfe, Besteck und Becher, Gießkannen und sogar große Malerpinsel.

Den ultimativen SandSpielPlatz mit Brunnen gibt es im Kindergarten Storchennest: In die riesige Sandkiste kann Wasser mit Hilfe eines Brunnens gepumpt werden. Dafür haben die Kinder den Brunnenarm mit Rohren verlängert. Hier entsteht gerade ein Fluss mit einem Stausee.

Lass dich von diesem SandSpielPlatz inspirieren und hol dir die Ideen in dein zu Hause

Natürlich ist dieses Sandparadies nicht für den Einfamiliengarten gedacht, aber vielleicht magst du dich von meinen Ideen inspirieren lassen. Oder du besuchst mich mit deinem/n Kind/ern im SandSpielRaum, um die Magie des Sandes auch auf dich wirken zu lassen!

Ich wünsche dir und deinen Kindern jedenfalls ein beglückendes SandSpiel 🙂

(Das Sternchen * vor einem Link bedeutet, dass es sich um einen Affiliate-Link zu Amazon handelt. Wenn du etwas über diesen Link bestellst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich fallen keine zusätzlichen Kosten an)

Astscheiben: einfaches Spielzeug zum Selbermachen

Astscheiben: einfaches Spielzeug zum Selbermachen

Die Holzscheiben in meinem Pikler-SpielRaum sind ein beliebtes Spielmaterial für meine kleinen Gäste. Schon Babys lieben sie. Sie drehen die Scheiben in ihren Händen, klopfen damit auf den Boden oder kosten ihren Holzgeschmack. Die Kinder ab ca. anderthalb Jahren verwenden sie als Untersetzer, zum Bauen oder lassen sie die Rutsche hinunterpurzeln. Nicht selten werden sie zu Musikinstrumenten und ja, auch als Handy wurden sie bereits benutzt.

Auch im Kindergarten sind die Astscheiben noch gefragt. Sie werden zu Straßen gelegt oder zu einzigartigen Kunstwerken verbaut. Einfache Holzscheiben sind ein dankbarer und jahrelanger Begleiter für dein Kind. Und wenn sie tatsächlich nicht mehr gebraucht werden, kannst du sie verheizen oder zu dekorativen Zwecken nützen.

Häufig werde ich von Eltern gefragt, woher ich diese Scheiben habe. Ganz ehrlich – ich hab sie selbst gemacht. Die einfachsten Holzbausteine der Welt sind nachhaltig, ungiftig und absolut kostenlos.

Welches Holz kann ich für die Astscheiben benutzen?

Im Grunde eignet sich fast jedes Baumholz. Wichtig ist, dass es ungiftig ist. Vermeide also unbedingt das Holz der Robinie (Scheinakazie) und der Eibe. Viele Gartensträucher sind stark toxisch. Dazu gehört Wacholder, Thujen und Koniferen, Goldregen und Efeu, sowie Buchsbaum.

Auch stark harzendes Holz solltest zu vermeiden (Nadelbäume). Achte auch darauf, dass die Rinde nicht zu stark absplittert. Ich persönlich habe Äste der Haselnuss verwendet. Die Rinde der Birke lässt sich meist gut schälen, aber auch die Äste diverser Obstbäume (Holunder) ist für die Herstellung der Astscheiben gut geeignet. Holzscheiben werden auch im Internet zu Dekozwecken feilgeboten. Falls du also nicht selbst an einem Baum sägen willst, der Suchmaschinenriese weiß bestimmt, wo du welche herbekommen kannst 🙂

Astscheiben als Spielzeug – welche Größe ist geeignet?

Wenn du die Astscheiben bereits deinem Baby zum Spielen anbieten möchtest, sollte der Durchmesser weder zu klein, noch zu groß sein. Ein Durchmesser von mindestens 4 cm sorgt dafür, dass dein Baby das Teil nicht verschlucken kann. Die Holzscheiben, die ich im SpielRaum verwende, haben einen Durchmesser von 5 bis 8 cm. Säge die Äste gerne in unterschiedlicher Dicke von ein bis drei Zentimeter ab.

Astscheiben, die einen kleineren Durchmesser haben, können hervorragend zum Bauen verwendet werden. Im Kindergarten benutzen die Kinder gerne Astscheiben in verschiedenen Größen und Dicken.

Je größer dein Kind ist, desto größer und dicker (und somit schwerer) können auch die Bausteine sein.

Bausteine aus Holz selber machen

Ich habe die Äste der Haselnuss mit einer einfachen * Japansäge bearbeitet. In meiner Garage steht mittlerweile eine Kappsäge, die mir das Sägen beim nächsten Mal mit Sicherheit erleichtert.

Für Babys und Kleinkinder musst du die Rinde der Astscheiben mit einem * Schleifpapier glatt schleifen. Verwende dafür ein Schleifpapier der Körnung 100 – 120. Anschließend erfolgt der Feinschliff mit der Körnung 180 – 200. Wichtig ist, dass sich die Rinde nicht vom Holz lösen kann, um ein Verschlucken zu verhindern.

Die Rinde sollte so geschliffen werden, dass sich keine Kleinteile lösen.

Zum Spielen ist es nicht nötig, die Scheiben extra zu behandeln. Vor allem, wenn die Astscheiben als Babyspielzeug verwendet werden, sollten sie ihre Natürlichkeit behalten, da vor allem sehr junge Kinder die Scheiben in den Mund nehmen und daran lutschen. Natürlich kannst du sie auch mit einem natürlichen Öl (Lein- Oliven- oder Walnussöl) behandeln.

Spielideen mit Astscheiben

Die Astscheiben sind vor allem für Babys geeignet, die bereits mobil sind. Zumindest sollte sich dein Baby sicher auf den Bauch und wieder zurück drehen können. Falls es sich also auf eine harte Holzscheibe dreht, sollte es sich selbständig aus dieser unangenehmen Situation wieder befreien können.

Scheiben, die einen geringeren Durchmesser als 4 cm haben, kannst du durchbohren und anschließend auf ein Lederband fädeln. Dieses kannst du an den Enden verknoten oder auch zu einem Ring verknoten. Ein einfaches Spielzeug, das als Rassel, Armband oder zum Nachziehen verwendet werden kann. (Foto folgt!)

Die Holzscheiben werden am besten in passenden Körben für das freie Spiel angeboten. So kann das Kind selbst entscheiden, ob es damit bauen möchte, sie von A nach B transportieren will oder die Scheiben lieber für das Rollenspiel benutzt.

Es gibt keinerlei Alterseinschränkung für dieses Spielzeug. Allerdings wird es für ältere Kinder interessanter, wenn so viele unterschiedliche Holzscheiben wie möglich vorhanden sind. Sie können sich in Größe, Dicke und Holzart (somit auch in der Färbung) unterscheiden. Denn dann wird der Bauspaß noch größer und die Möglichkeiten vielfältiger.

Viel Spaß beim Sägen, Schleifen und Bauen!

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Spielideen im und mit Schnee

Spielideen im und mit Schnee

Wenn es schneit und frischer Schnee im Garten liegt, wollen Kinder einfach raus. Der weiche Schnee lädt ein zum Toben und Kugeln. Das erste, was uns dabei einfällt sind die Erinnerungen aus unserer eigenen Kindheit. Vermutlich hast du auch schon unzählige Schneemänner gebaut und Schneeballschlachten gewonnen. Und natürlich bist du mit deinem Bob oder deinem Schlitten auch tausendmal den Sauseberg hinabgefahren. Vielleicht findest du hier noch mehr Ideen, die du im und mit Schnee machen kannst.

1) Barfuß gehen im Schnee

Wir laufen gerne barfuß im Schnee. Kneippen im Winter. Das Barfußlaufen im Schnee hat einen wunderbar gesunden Effekt. Es fördert die Durchblutung und stärkt die Abwehrkräfte. Die verbreitete Annahme, dass danach die Füße kalt bleiben, kann ich nicht bestätigen. Die Füße bleiben nach dem Schneetreten den ganzen Tag warm und danach fühlst du dich frisch und munter.

Kinder lieben diese Experimente. Sie fördern die sinnliche Wahrnehmung und unterstützen die Selbstwahrnehmung. Wann ist mir warm oder kalt?

Wer also mag, darf gerne eine Runde im Schnee laufen, bis die Füße rot sind. Spätestens, wenn die Füße vor Kälte schmerzen, steigen auch die Kinder wieder freiwillig in ihre warmen Socken und Schuhe. Also keine Sorge, sondern einfach mal ausprobieren!

2) Malen im Schnee

Sobald auf einem Auto oder dem Terrassentisch eine Schneeschicht liegt, wird darauf gemalt. Da entstehen schnell kleine Männchen oder Herzchen im Schnee. Das Malen im Schnee ist schon für sehr kleine Kinder geeignet. Dafür braucht es gar nicht viel und alles, was dabei herauskommt ist lustig und schön.

Du kannst aber auch mit bunten Farben direkt im Schnee malen. Die dazu benötigten Dinge sind schnell vorbereitet und befinden sich vermutlich auch in deinem Haushalt!

Das kannst du zum Malen im Schnee benutzen:

  • Lebensmittelfarbe
  • Eierfarbe
  • Wasserfarben
  • Fingerfarben
  • Spritzen
  • Sprühflaschen
  • Pinseln
Hier habe ich Lebensmittelfarbe in Schüsseln und Sprühfarben zur Verfügung gestellt
Schneekunst mit der Sprühflasche
Schneekunst aus der Spritze

3) Bauen mit Schnee

Das kennst du bestimmt noch aus deiner Kindheit. Denn auch du hast bestimmt schon einmal einen Schneemann gebaut, oder? Der Schneemann ist natürlich ein super Highlight, aber was kannst du noch alles aus Schnee bauen?

  • Baut doch mal eine ganze Schneefamilie. Dann steht der Schneemann auch nicht so ganz alleine im Garten, sondern hat an seiner Seite noch eine coole Frau und jede Menge süße Kinder.
  • Ein Iglu bauen. Wenn der Schnee schon ein bisschen älter ist, kannst du damit ein wunderbares Iglu bauen. Such dir dafür eine Box, in der du den Schnee zu Blöcken formen kannst. Eine schöne Bauanleitung findest du hier.
  • Mit Sandkübeln und Förmchen können Kinder nicht nur Schneekuchen backen, sondern auch verschiedene Schneeskulpturen bauen.
  • Eine Schneeburg als Rückzugsort für eine Schneeballschlacht.

4) Spuren im Schnee

Begib dich mit deinem Kind auf Spurensuche im Schnee.

  • Tierspuren suchen: War das die Katze oder der Hund? Vielleicht findet ihr sogar Spuren im Wald, die ihr noch nie gesehen habt?
  • Spuren selbst hinterlassen: Könnt ihr die Spuren der Tiere nachmachen? Daraus kann auch ein Ratespiel entstehen. Wessen Schuhe waren das?
  • Fahrzeugspuren erraten: Traktoren hinterlassen andere Spuren wie Autos. Und Fahrradspuren sind schmaler als Motorradspuren.
  • In den Spuren des anderen wandern: Kinder können in die Spuren ihrer Eltern steigen und umgekehrt. Kannst du so große Schritte machen wie Papa?

Viel Spaß!

Hier findest du meine liebsten Winterbilderbücher

Der bunte Schnee – eine Wintergeschichte für Kinder

Der bunte Schnee – eine Wintergeschichte für Kinder

„Schau mal, Felix, es hat geschneit!“ Es ist früh am Morgen, als Anna Felix wachrüttelt.

„Das musst du dir unbedingt ansehen, ich lauf gleich mal runter. Komm schon, du Schlafmütze!“

Felix schaut verschlafen aus dem Fenster. Eine dicke Schneeschicht hat sich in der Nacht über den Garten gelegt. Die Äste der Bäume biegen sich genauso weit hinunter, wie im Herbst, wenn die vielen Äpfel drauf hängen. Felix kann auf der Schneedecke die Spuren von Leo erkennen. Der Hund hat seine Morgenrunde im Garten also schon gedreht.

„Komm schon raus, das ist lustig!“ ruft Anna. Sie läuft im Pyjama durch den Garten.

„He, du hast ja gar keine Schuhe an!“

„Brauch ich nicht. Das geht auch so. Die zieh ich erst an, wenn mir so richtig kalt ist!“ Kichernd läuft Anna noch eine Runde durch den Schnee und hinterlässt lustige Fußspuren.

Es fällt Felix schwer, sich zu entscheiden. Einerseits sieht das wirklich lustig aus, aber andererseits ist ihm jetzt schon ein bisschen kalt. Immerhin ist ja Winter und da draußen liegt Schnee.

„Nein, barfuß im Schnee, das ist ja wirklich verrückt“ denkt er.

Er schnappt sich seine Winterstiefel und steigt mit einem Fuß hinein. Aber ihm fällt ein, dass er ja erst noch seinen Schianzug anziehen muss, bevor er in die Stiefel steigt.

Mit viel Mühe steigt er in seinen dicken Schianzug, dann in seine Stiefel. Er setzt noch seine Haube auf und streift seinen Halsschlauch über. „Mama! Du musst mir meine Handschuhe anziehen!“ ruft er laut.

Als die Mama die Stiegen herunterkommt, sieht sie verschlafen aus. „Brrrr, da ist es aber kalt.“ Mama schließt erst die Eingangstüre, dann sieht sie Felix an: „Du gehst also schon raus in den Garten?“

„Ja, die Anna ist schon ganz lange draußen!“

Mama zieht Felix die Handschuhe an und öffnet wieder die Eingangstüre. Da sieht sie Anna, die immer noch barfuß im Pyjama durch den Garten hüpft. Sie schüttelt den Kopf und schlingt ihre Arme um ihren Oberkörper: „Anna, wenn ich dir zuschaue, wird mir schon kalt!“

„Aber mir ist gar nicht kalt!“ Anna lacht und macht jetzt sogar einen Purzelbaum im Schnee.

„Aber dein Pyjama ist schon ganz nass und deine Haare!“ – „Egal Mama, bringst du mir meine Zahnbürste? Ich will heute im Schnee meine Zähne putzen.“

Mama seufzt und holt die beiden Zahnbürsten und die Zahnpasta aus dem Badezimmer. Sie steckt alles in ein Glas und reicht es den Kindern bei der Eingangstüre hinaus.

„Ich werde euch mal warmes Frühstück machen.“

„Felix, wir putzen heute unsere Zähne mit Schnee.“ Anna reicht Felix die Zahnbürste.

Felix ist gerade dabei, Spuren im Schnee zu machen. „Überall müssen Spuren sein. Auch da hinten, in allen Ecken.“

Anna hört nicht auf Felix. Sie nimmt ihre Zahnbürste in die Hand, taucht sie in den weichen Schnee und kleckst dann eine kleine Kugel rosa Zahnpasta drauf. Bevor sie beginnt, ihre Zähne zu putzen, nimmt sie noch ein bisschen Schnee in die Hand und steckt ihn in den Mund.

„Hmm, lecker. Felix, das musst du ausprobieren! Schnee mit Zahnpasta!“ Beim Zähneputzen füllt sich Annas Mund mit Schaum, den sie einfach in den Schnee spuckt. Rosa Schaum auf weißem Schnee.

„Felix! Schau mal, was ich gemacht habe! Ich hab einen rosa Erdbeerstern gespuckt!“

Das muss sich Felix ansehen. Einen rosa Erdbeerstern? Tatsächlich. Neben Anna sieht er einen rosa Fleck, der aussieht, wie ein Stern. In einem wunderbaren und leckeren Erdbeerrosa.

„Ich will auch!“ Also beginnt auch Felix, seine Zahnbürste in den Schnee zu tauchen. Anna kleckst ihm auch eine Kugel Zahnpasta drauf. Nach dem Putzen spuckt Felix seinen Schaum in den Schnee.

„Oh, das ist ein Herz!“ ruft Anna. Beide Kinder lachen.

„Frühstück ist fertig!“ ruft Mama. „Und Anna, ich will jetzt wirklich, dass du reinkommst, du bist pitsche-patsche-nass!“

Anna überlegt. Ja, schön langsam kann sie die Kälte auch spüren. Vor allem in den Füßen, denn die stehen ja immer noch im Schnee.

Die Kinder laufen zurück ins Haus. Mama trocknet Anna die Haare mit einem dicken Handtuch ab, hängt den nassen Pyjama über den Kachelofen und wickelt Anna in eine warme Decke.

„Mama, ich muss nach dem Frühstück unbedingt noch einmal Zähne putzen. Draußen, mit dem Schnee.“ sagt Felix.

Mama wundert sich. „Das ist ja was ganz was Neues. Du putzt doch sonst nicht gerne deine Zähne. Wieso dann heute gleich doppelt?“

„Weil ich mag noch einmal in den Schnee spucken. Mein Zahnpastaherz schaut so schön aus.“

„Zahnpastaherz?“

„Mama, Felix und ich haben die Zahnpasta nach dem Putzen in den Schnee gespuckt. Ich hab´ einen Stern gespuckt.“ Anna kichert und Felix muss auch lachen.

„Also ihr könnt gerne nochmal Zähne putzen. Da hab ich gar nichts dagegen. Aber ich mag nicht, dass ihr die ganze Zahnpasta im Schnee verspuckt.“

„Aber der bunte Schnee schaut so schön aus. Ich will noch mehr bunten Schnee haben.“ Felix verzieht den Mundwinkel und schaut Mama hoffnungsvoll an.

„Okay, wenn du bunten Schnee machen willst, dann hab´ ich eine andere Idee. Wie wäre es, wenn ich euch ein paar Schüsseln buntes Wasser vorbereite und ihr damit den Schnee bunt macht?“

„Jaaaa!“ rufen beide Kinder gleichzeitig

Mama stellt 4 Schüsseln mit Wasser auf ein weißes Tablett. Dann färbt sie mit Lebensmittelfarbe das Wasser ein. Blau, Rot, Grün, Gelb. Dazu legt sie noch ein paar Spritzen und zwei Sprühflaschen dazu. Die Sprühflaschen befüllt sie mit orangem, grünen und lila Wasser.

Nach dem Frühstück ziehen sich beide Kinder ihre Schianzüge und ihre Schuhe an und stapfen wieder hinaus in den Schnee. Anna nimmt das Tablett mit dem bunten Wasser mit.

Felix beginnt gleich, mit den Spritzen den Schnee einzufärben. In jeder Ecke des Gartens will er bunte Sterne und Flecken hinterlassen.

Und Anna? Anna malt Herzen in allen Farben in den Schnee. „Weil ich den Schnee so liebe,“ sagt sie.

Mein Kind schummelt beim Spielen!

Mein Kind schummelt beim Spielen!

„Immer, wenn ich Uno spiele mit meiner Enkeltochter (5 Jahre), sucht sie sich heimlich die Karten aus dem Stapel, die sie brauchen kann. Ich muss nur kurz wegschauen und schon ergreift sie die Gelegenheit. Letztens habe ich mich deshalb so geärgert, dass ich zu ihr gesagt habe, dass ich so nicht mehr mit ihr spielen will!

Letztes Wochenende hatte ich die wunderbare Möglichkeit, mit drei Omas zu plaudern, sie durch den Kindergarten zu führen und ein bisschen Einblick zu bekommen ins Oma-Sein. So einfach ist das nämlich gar nicht. Da ist es umso feiner, wenn frau die Möglichkeit hat, in die Welt ihrer Enkelkinder einzutauchen.

Warum wollen Kinder mit Erwachsenen Gesellschaftsspiele spielen?

Im Kindergarten im Storchennest, in dem das freie Spiel vorherrschend ist, beobachte ich kaum Kinder, die miteinander Gesellschaftsspiele unter strikter Einhaltung der Regeln spielen. Auch, wenn wir bekannte Spiele anbieten, werden sie in erster Linie angeschaut, vielleicht auch gemeinsam ausprobiert. Als Spielregeln werden dann jeweils die Aktionen definiert, die dem jeweiligen Kind gerade jetzt einfallen. Das Regelspiel wird oft zum Rollenspiel oder Kleine Welt Spiel. Wenn Kindergartenkinder untereinander ohne erwachsene Einmischung spielen, gibt es keine Regeln. Jeder spielt so, wie es seinen Bedürfnissen entspricht.

Der Wunsch, mit Erwachsenen zu spielen entspringt wohl eher dem Bedürfnis nach gemeinsamer Aktivität, denn nach dem Spiel selbst. Egal was, Hauptsache, wir machen etwas miteinander. Und weil Erwachsene nun mal gerne Regeln haben, spielen wir gerne Regelspiele.

Vielleicht denkst du jetzt: „Aber es ist wichtig, dass Kinder Regeln lernen!“

Das sehe ich genauso. Der ganze Tag ist gefüllt mit Regeln, Rhythmen und Ritualen. Erwachsene stellen Regeln und Strukturen auf, an die sich Kinder auch halten (wir tun einander nicht weh, wir sitzen beim Essen bei Tisch, usw.), weil sie ihnen eine wichtige Orientierung geben.

Gründe, warum Kinder beim Spielen schummeln

Das Wort „Schummeln“ ist in unserem Sprachgebrauch negativ behaftet, hat aber auch etwas Schelmenhaftes an sich. Ein Schummler ist kreativ und gewitzt und weiß, wie er sein Gegenüber austricksen kann.

Diese Beschreibung deckt sich nicht mit meinem Bild vom Kind. Ein Regelverstoß, ein Schummeln, eine Überschreitung hat immer einen Grund. Kinder wollen uns mit dem Schummeln keinesfalls verärgern. Vielmehr sagen sie uns damit, dass das Spiel für sein Entwicklungsalter oder seine Tagesverfassung gerade ungeeignet ist oder unser Verhalten sie zum Schummeln auffordert.

1) Das Kind versteht die Sinnhaftigkeit der Regeln noch nicht

Im Stadium des „egozentrischen Regelverständnisses“ unterwirft sich das Kind strikten Regelvorgaben, die von Erwachsenen gemacht werden. Im Vorschulalter hat das Kind also zunächst noch kein Regelbewusstsein. Etwa ab dem Grundschulalter fühlt das Kind eine innere Verpflichtung gegenüber Regeln. Es wird ihm zunehmend wichtiger, dass jeder Mitmensch die vorgegebenen Regeln einhält. So nehmen auch Regelspiele im Alter von 6-10 Jahren zu. Etwa ab dem 10. Lebensjahr versteht das Kind die Regeln als soziale Abmachungen, die selbst festgesetzt und verändert werden können.

Das Regelspiel ist eine Spielform, die Jugendliche und Erwachsene unter sich wählen.

2) Der Verstoß gegen die Regel ist ein soziales Lernfeld

Als ich über dieses Thema nachgedacht habe, fiel mir ein, dass mein Sohn bei einem bestimmten Spiel (Biberbande) immer geschummelt hat. Und zwar nur, als er das mit seinem Papa spielte. Wenn er mit mir spielte, hat er das nicht gemacht. Also habe ich ihn einfach mal gefragt, ob er sich daran erinnern kann und warum er das gemacht hat.

„Es war einfach lustig! Weil der Papa das nie bemerkt hat, habe ich es immer wieder gemacht. Ich hab mir gedacht, irgendwann MUSS er es ja merken!“

Gegen eine Regeln zu verstoßen, hat also auch etwas Lustvolles. Was passiert, wenn ich erwischt werde? Und wer reagiert dann wie? Ist es meinem Mitspieler egal, oder ärgert er sich?

Kinder wägen ab, welche Grenzüberschreitung bei wem welche Reaktion hervorruft. Das gehört zum Erlernen sozialer Kompetenzen. Merke ich also, dass Oma immer wieder verärgert reagiert, kann es sein, dass das meine Lust noch steigert, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Immerhin wollten wir ja gemeinsam etwas machen, also warum guckst du jetzt weg, liebe Oma?

3) Verlieren ist einfach blöd!

Ich liebe es, Gesellschaftsspiele mit meiner Familie zu spielen, aber eines mag ich gar nicht: Verlieren.

Vor allem bei Spielen, die vom Zufall abhängen: würfeln, Karten – UNO zum Beispiel. Es gibt kaum eine Strategie, die ich mir ausdenken könnte, die meine ist, um dieses Spiel zu gewinnen. Nein, ich bin davon abhängig, welche Karten ich ziehe. Und wenn die blöd sind, dann verliere ich – kann man eben nichts machen.

Wer also nicht verlieren will, wird kreativ: dann nutze ich eben die Möglichkeit, wenn mein Mitspieler mal kurz wegschaut, um mein Kartendeck etwas zu verbessern.

Diese Kreativität ist durchaus positiv zu bewerten. „Ich lasse mich nicht unterkriegen und tue alles, um am Ende doch Erster zu sein.“ Das ist in Wirklichkeit nur menschlich, denn ganz ehrlich: wer das nicht in sich hat, wäre nicht geboren worden!

Verlieren ist schambehaftet und ich hinterfrage gerne den Satz: „Kinder müssen auch verlieren lernen!“ Nein, müssen sie nicht, ich übrigens auch nicht. Wenn mir ein Spiel keinen Spaß macht, dann höre ich auf. Wenn es mir Spaß macht, dann stört mich auch das Verlieren nicht.

Also wie ist das mit dem Verlieren lernen? Was ich daraus lerne ist, dass ich nicht gut genug bin, dass ich zu klein, zu tollpatschig, zu unerfahren bin. Für junge Kinder werden hauptsächlich Glücksspiele angeboten, weil sie noch keine besondere Strategie verfolgen können. Und gerade hier ist das Verlieren frustrierend, weil man eben vom Glück abhängig ist. Außer bei Gedächtnisspielen (Memory) vielleicht, aber hier sind die Kinder meist klar im Vorteil.

Etwas anders empfinde ich das persönlich bei einem Strategiespiel, die meist ab 8 Jahren angeboten werden. Wenn ich bei einem Strategiespiel verliere, dann habe ich die Möglichkeit, meine Strategie zu überdenken, beim nächsten Mal anders zu spielen, daraus zu lernen. Dann hat das Verlieren einen motivierenden Charakter.

Was kann ich tun, wenn mein Kind beim Spielen schummelt?

Wenn du dein Kind immer wieder dabei ertappst, dass es beim Spielen schummelt, dann solltest du ihm das nicht krumm nehmen. Beobachte vielmehr, ob das Spiel für sein Alter schon geeignet ist. Und ob es Regeln bereits einhalten kann, bzw. selbst einfordert, oder es ihm noch schwer fällt. Spielregeln einzuhalten ist weit weniger wichtig, als Regeln des Zusammenlebens einzuhalten. Bei einem Spiel kommt keiner zu Schaden. Deine eigenen Reaktionen und Gefühle kannst du benennen und daraus Konsequenzen ziehen.

Hier einige Möglichkeiten, wie du Spiele verändern kannst:

1) Erfinde eine kooperative Spielvariante

Aus jedem Gesellschaftsspiel lässt sich mit Leichtigkeit ein kooperatives Spiel machen, um das Gewinnen und Verlieren aus der Situation zu verbannen. In einer kooperativen Variante spielen alle Mitspieler gegen das Spiel. Gewinner ist also entweder das Spiel, oder die Spielenden.

Bleiben wir beim Beispiel UNO. Die gemeinsame Aufgabe könnte lauten:

  • Wir müssen den ganzen Stapel an Karten so ablegen, dass alle aufeinander passen. Es dürfen nur (z.B.) 10 Karten übrigbleiben. Wenn jemand keine Karten mehr auf der Hand hat, darf er wieder sieben nachziehen.

2) Passe die Regeln an eure Bedürfnisse an

Wenn du bemerkst, dass das Kind mit den vorgegebenen Regeln überfordert ist, kannst du die Regeln gemeinsam mit dem Kind anpassen. Sprecht miteinander und überlegt, wie euch das Spiel besser gefallen würde. Zum Beispiel könntet ihr euch ausmachen, dass Aktionskarten reduziert werden. (z.B. keine +4 Karten im Deck)

3) Schummeln erlaubt!

Spielt doch einmal ein Spiel, in dem jegliche Art von Schummeln erlaubt ist! Das auszuprobieren kann durchaus lustig sein. Je nachdem, wie alt dein Kind ist, kann ein ausgemachtes Schummelspiel zu einem ganz neuen Spiel werden, in dem es veränderte, neue Regeln gibt.

4) Nimm es mit Humor!

Wenn du dein Kind beim Schummeln ertappst, kannst du in dich hineinhorchen, was das mit dir macht. Wirst du wütend? Fühlst du dich betrogen? Gehe deinem Gefühl nach und versuche herauszufinden, woher es kommt. Wurdest du als Kind beschummelt? Oder war vielleicht Schummeln ein absolutes NoGo und du hast deine Mitspieler damit verärgert?

Wenn du herausfinden kannst, woher deine Emotionen kommen, ist es einfacher, sie ziehen zu lassen. Dann ist es auch einfacher, das Schummeln deines Kindes mit Humor zu nehmen.

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