
Ich habe die Konflikte meiner Kinder oft nicht so begleitet, wie ich es mir gewünscht hätte!
Ich gestehe. Manchmal fiel es mir schwer, die Konflikte meiner eigenen Kinder achtsam und angemessen zu begleiten. Ich begleite gerne die Konflikte anderer Kinder. Im SpielRaum, im Kindergarten. Dort bin ich empathische Zuhörerin, leidenschaftliche Mediatorin, gelassen, zuversichtlich und vertrauensvoll.
Zu Hause aber ertappte ich mich dabei, dass ich am liebsten schreien wollte oder mich in Luft auflösen, wenn meine Kinder stritten. Dann vergaß ich alle Ideale rundherum, sagte Sätze und Wörter, die ich gar nicht sagen wollte. Wie automatisch zischten sie von oben herab, durch mich hindurch und fanden ohne mich zu fragen den Weg aus meinem Mund. „Müsst ihr schon wieder streiten?“ oder „Wieso musst du deinen Bruder ständig provozieren?“ „Kannst du denn nie Ruhe geben?“
Die gewaltfreie Kommunikation löste sich in Luft auf und verabschiedete sich dabei nicht einmal. Nicht charmant.
Warum es mir leicht fällt, die Kleinkinder im SpielRaum oder die Kindergartenkinder bei ihren Konflikten achtsam zu begleiten.
- Ich beobachte sie in ihrem Spiel. Dadurch kann ich schon erste Anzeichen eines Konfliktes erkennen. Ich beobachte die Mimik der Kinder, ich erkenne Stress und kann sofort darauf reagieren.
- Ich habe nichts anderes zu tun. Weder im SpielRaum, noch im Kindergarten gibt es für mich andere Aufgaben, als die Kinder zu begleiten. Hier läuft kein Geschirrspüler, die Hunde müssen nicht raus und die Wäsche geht nicht über.
- Ich bin aufmerksam und präsent. Ich befinde mich gemeinsam mit den Kindern in einer Art Blase, die ich nicht verlasse, weder gedanklich, noch körperlich.
- Neben mir gibt es noch andere Erwachsene. Wenn ich mit einer Situation Schwierigkeiten habe, kann ich meine Kollegin rufen oder mich mit den Eltern austauschen. Wenn ich aufs Klo muss, weiß ich, dass hier jemand ist, der alles im Griff hat.
- Es gibt keine emotionalen Verstrickungen. Die Beziehung zu Kindern, die nicht meine sind, entlockt mir keine Schuldgefühle, kein schlechtes Gewissen. Die Abgrenzung ist somit einfacher und klarer. Hier bin ich und da bist du. Keine Symbiose.
Warum es mir schwer fiel, die Konflikte meiner eigenen Kinder achtsam zu begleiten
- Ich bin mit meinen eigenen Dingen beschäftigt. Neben Haushalt, Küche und Haustier gibt es noch eigene Bedürfnisse, die es zu befriedigen gilt. Ich will essen, mich ausruhen, ein Mail schreiben, die Zeitung lesen… Die Streitereien meiner Kinder empfinde ich dann als Störung.
- Ich bin alleine. Ich bin den ganzen Tag alleine und stehe ununterbrochen zur Verfügung. Wenn ich eine Pause brauche, schließe ich mich bestenfalls 5 Minuten im Klo ein. Die zweite erwachsene Person ist einmal die Woche meine Freundin, die mit ihren eigenen Kindern auf Besuch ist.
- Ich beobachte meine Kinder nicht den ganzen Tag in ihren Aktivitäten. Der Grund dafür: siehe oben.
- Die Konflikte meiner Kinder lösen bei mir negative Gefühle aus. z.B. Schuldgefühle, denn ich wollte ja mit dem einen das Legoauto bauen, dem anderen etwas vorlesen und dem jüngsten…Mein Genervtsein ist Ausdruck für meine eigene Not. Ich fühle mich niht gehört, nicht ernst genommen, ignoriert.
- Ich verstehe den Konflikt meiner Kinder nicht. Oft habe ich das Gefühl, dass die Banalitäten nicht zu überbieten sind. Ich kann die wahren Bedürfnisse hinter dem Konflikt nicht erkennen.
FAZIT: zu Hause bin ich einfach Mama und nicht Pädagogin.
und was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis?
Ich denke, die Klarheit über meine verschiedenen Rollen ist wichtig. Es wäre komisch, zu pädagogisieren, obwohl ich innerlich zerreiße. Kinder wollen authentische Erwachsene.
Das wäre jetzt schön, wenn ich schreiben könnte: es passt, wenn ich meinen Kindern mein Genervtsein mitteile, denn das ist authentisch. So bin ich nun mal. Nein, tut es nicht. Meine Kinder sind nicht für meine Desorganisation, meinen inneren Unfrieden und meine unterdrückten Gefühle zuständig. Sie dürfen nicht die Leidtragenden sein, weil ich mich nicht im Griff habe.
Mittlerweile sind meine Kinder fast erwachsen und Konflikte gibt es kaum noch. Provokationen und Missverständnisse finden aber dennoch statt. Das ist menschlich und es gelingt mir mal mehr mal weniger fein, sie gemeinsam mit meinen Kindern aufzulösen. Ich bin mir bewusst, dass ich nicht für die Lösung der Konflikte meiner Kinder zuständig bin. Aber ich erinnere an ein respektvolles Miteinander.
Was hilft, wenn es mal wieder schwierig wird?
Selbstfürsorge
Wir können unser Kinder nur dann gut begleiten, wenn es uns selbst gut geht. Dieser Satz ist mein Mantra. Ich brauche als Mutter Raum und Zeit für mich. Ich muss mich zurückziehen können, um danach wieder gut präsent für meine Kinder zu sein.
Meine Auszeiten sind Gold wert. Ich gehe alleine in den Wald, um Energie zu tanken für die nächste Herausforderung. Ich fordere Hilfe ein. Besorge mir eine Haushaltshilfe und bestehe auf meine Für-Mich-Zeiten.
Ich versuche, mit mir selbst achtsam umzugehen. Das gelingt mir nicht immer. Wenn es wieder schwierig ist, erinnert mich das daran, dass ich auf mich vergessen habe. Dann drücke ich den Reset-Knopf.
Eine Checkliste im Hinterkopf
In meinem Kopf gibt es eine Checkliste, die im Laufe der Jahre in eine Selbstverständlichkeit übergegangen ist. Wenn mir auffällt, dass sich die Kommunikation in meiner Begleitung wieder verändert gehe ich für mich einige Fragen durch, die ich mir für die vorangegangene Situation stelle. Selbstreflexion ist für mich der beste Weg zur Wiederherstellung oder Veränderung meines Verhaltens.
Willst du wissen, welche Punkte das auf meiner Checkliste sind? Gerne!
Ich habe sie für dich niedergeschrieben! Hol sie dir gleich und mach dich (wieder) auf den Weg zu einer achtsamen Begleitung deiner Kinder!