Am Freitag, den 13. März 2020, ging Österreich in den ersten Corona-Lockdown. Genau ein Jahr später gibt es von mir keinen klassischen Rückblick. Stattdessen erzähle ich euch auf eine andere Art und Weise, wie sich mein Leben im letzten Jahr verändert hat.
Unser Wortschatz hat sich um einige Wörter erweitert. Wörter, von denen wir wohl alle nicht geglaubt hätten, dass wir sie jemals im alltäglichen Kontext verwenden werden. Und deren Bedeutung. Oder hättest du vor einem Jahr deiner Freundin gesagt, du schickst ihr einen Link, statt sie einfach zum Kaffee einzuladen?
1) Scheiße, Maske vergessen!
Ich hätte ehrlich nicht gedacht, jemals im Besitz einer Maske zu sein, wo ich doch Fasching gar nicht mag. Ich muss, gottseidank, wirklich nicht oft raus aus meinem Dorf. Aber wenn, dann kannst du sichergehen, dass ich x Minuten, nachdem ich mich ins Auto gesetzt habe, draufkomme, dass ich keine Maske mitgenommen habe. Und wieder umdrehe. Bargeld benutze ich kaum mehr, kann ich also auch nicht mehr vergessen. Eine Zeitlang haben wir FFP2 Masken im Auto gelagert. Die sind aber alle schnell verschollen. Beziehungsweise lagen dann überall, nicht nur im Auto, gebrauchte Masken herum, deren Besitzer längst nicht mehr ausfindig gemacht werden konnte…
2) Wem gehört diese Maske?
Früher waren es Pullis oder Socken, die ihrem Besitzer zugeordnet werden mussten. Jetzt sind es hauptsächlich damen-und herrenlose FFP2-Masken. Die Zuordnung erfolgt üblicherweise über o.g. Frage und die Antwort darauf kennen wir alle: Natürlich niemandem. Oder niemand kann sich mehr erinnern, eine genommen zu haben. Mit Sicherheit hat auch niemand seine Maske auf diesem einen Platz liegen lassen. Mit den Stoffmasken war das noch einigermaßen übersichtlich, aber mit diesen Einheits-FFP2 Masken hatten wir anfangs keinen Plan. Also habe ich in das Maskenkörberl einen Stift zur Beschriftung hineingelegt. Mein Topp-Tipp übrigens: Schreib deinen Namen auf deine Maske!
3) Ich schick dir einen Link!
Zugegeben, Links habe ich schon vor der CoronÄra verschickt. Aber seit dem letzten Jahr ist dieser Satz eine Aufforderung für ein Zusammentreffen. Ob zum Kaffeetrinken mit der Freundin oder der Teamsitzung. Alles läuft über Zoom. Also, wenn ich außerhaushaltlich mit jemandem ein Gespräch führen möchte, schicke ich nun einen Link, anstatt um ein persönliches Treffen zu bitten. Daraus folgt ein ziemlich voller Zoom-Online-Meeting-Kalender im 5 Personen Haushalt…
3) Wer hat wann ein Online-Meeting?
Organisation ist bekanntlich alles. Und wenn für 5 Leute nur 4 Laptops zur Verfügung stehen, braucht es eben gezielte Ausmachungen. Zudem funktioniert die Kamera vom Mann nicht, was bedeutet, dass alle eh nur mit deinem Gerät in ein Meeting wollen. (Okay, nicht alle, Sohn Nr. 1 hat nämlich das beste Notebook von uns allen, borgt es mit Sicherheit aber nicht her!) Während das Auto an Wert ordentlich verloren hat, steigt der Wert für mein Endgerät ins Unendliche. Deshalb braucht es so etwas wie einen Meeting-Plan in meinem Kopf. Aber nicht nur wegen der Geräte, wenn wir zu viert oder fünft vor unseren Schleppis sitzen, rebelliert außerdem das mittelburgenländische Internet und dann geht es weiter mit dieser Frage:
4) Warum ist das Internet so langsam?
War es wirklich zuvor noch nie! Ich schwöre! Aber wenn Mann seine Interviews und Kritiken niederschreibt und ich in irgendeinem Online-Meeting stecke (natürlich via Zoom), während Sohn Nummer 1 sich auf die Deutsch-Matura vorbereitet (natürlich über Zoom) und Sohn Nr. 2 sich irgendwelchen Games widmet, fühlt sich unser W-Lan schon mal gestresst. Dann frieren Gesichter ein, hört man nur noch jedes 12 Wort und sieht ständig folgende Nachricht: Die Seite konnte leider nicht geladen werden. Netzwerk-Zeitüberschreitung. Time out. Rien ne va plus.
5) Wie viele Leute dürfen sich nochmal treffen?
Okay, manchmal ist es schwierig, sich schnell verändernde Maßnahmen zu merken und ihnen zu folgen. Aber diesen Satz höre ich gefühlt täglich von meinem Sohn. Nur um sicherzugehen, ob es eh immer noch so ist, dass er sich mit nur 1 Person treffen darf. Diese Frage hat uns alle natürlich auch vor, an und nach Weihnachten beschäftigt…
6) Ich fahre jetzt testen!
5 von 5 Personen unseres Haushaltes werden regelmäßig getestet. Ich selbst fahre 1x wöchentlich in die Teststraße nach Neutal, immer sonntags. Sohn Nr. 2 fährt meist mittwochs, der Mann am Samstag. Die anderen beiden werden im Krankenhaus bzw. Schule getestet. Mittlerweile würde ich eine eigene Teststraße in der Feldgasse Nr. 26 begrüßen…
7) Ich bin negativ!
Negativ ist das neue positiv! Obwohl ich seit Anfang des Jahres darauf plädiere, nur noch negative Testergebnisse zu erwähnen, also positive, streift ob der Häufigkeit der Testungen in unserem Haushalt dieser Satz täglich mindestens einmal meine Ohren. Uff…
8) Wann sperrt endlich der Friseur wieder auf?
Noch nie im Leben habe ich diesen Satz so oft gehört, wie im letzten Lockdown! Ich selbst bin ja eine Haare-Selber-Schneiderin. Aber von meinen 4 männlichen Mitbewohnern darf ich genau einem (!) die Haare kürzen. Ich kann das gut, ehrlich! Aber irgendwann kommt halt der Moment, wo die Mama nicht mehr ran darf an die jugendliche Haarpracht und dann…
Vor ein paar Tagen habe ich ein ernstes Video von Helge Schneider über Facebook verfolgt. Darin sagt er: „Ich trete nicht auf vor Autos, ich trete nicht auf vor Menschen, die anderthalb Meter auseinandersitzen müssen und Mund-Nasen-Schutz tragen. Ich trete auch nicht auf im Internet in einem streaming…gestreamten programm…in einem streaming dingsda bumsda.“
Ha, und genau in diesem Zitat sehe ich meine Haltung so klar, dass ich heute dazu Stellung nehmen möchte.
Online-Business?
In den ersten Wochen des Lockdowns hatte ich Sorge, ein bisschen „vergessen“ zu werden. Da waren Existenzängste, gemischt mit Verlustängsten. Vielleicht spürte ich da ja schon, dass sich doch mehr verändern wird. Als wir alle noch glaubten, dass das Leben nach Ostern ganz normal weitergehen würde, habe ich versucht, online zu sein. Hab auf Instagram gepostet und mich dafür sehr angestrengt. Hatte das Gefühl, ich müsste noch weiter online businessen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Jeden Tag habe ich mein Profil erneuert, die Plattform erkundet und Ausschau nach potenziellen Followern gehalten. Doch je länger der Lockdown anhielt, desto geringer wurde die online-Wichtigkeit – bis ich ganz damit aufgehört habe.
Statt zu posten, hab ich mich eingeigelt in meinem kuscheligen Haus, in meinem Sonnengarten, mit meiner Wohlfühlfamilie. Ich hab bemerkt, wie sehr mich das Werbung machen, das Online-Sein gestresst hat und hab es ausgemacht. Mein Instagram Profil gibt es immernoch, aber ich habe beschlossen, nur dann etwas posten, wenn es mir Spaß macht, ohne Druck, ohne Hintergedanken, ohne Werbungsabsicht.
Ich habe tatsächlich auch darüber nachgedacht, wie SpielRaum oder meine grundsätzliche Tätigkeit online gehen könnte. Ich habe mir Podcasts von gescheiten Menschen angehört, online-Vorträge verfolgt, mit dem Gedanken, das auch machen zu können. Oder sogar You-Tube Videos? Ideen hätte ich genug…
Aber – NEIN! Das Online-Business bekommt von mir eine klare Absage! Ich würde mich verbiegen, nicht ich selbst sein. Ich werde nicht in irgendwelchen Vorträgen 08/15 Lösungen präsentieren, die anderen schon geholfen haben. Jeder Ratschlag ist wie ein Schlag ins Gesicht. Jede Methode kann zu einem Dogma werden. Der Preis dafür ist der Verlust von Authentizität und Kreativität.
Was ich kann und was ich bin ist anders. Ich möchte mir weiterhin die Erzählungen jeder einzelnen Mama/jedes einzelnen Papas anhören, gemeinsam Situationen reflektieren, hinschauen, Bedürfnisse erkennen, Lösungen ganz individuell erarbeiten. Was ist dein Ziel und welche Schritte dorthin kannst du dir vorstellen? Denn das weiß man doch nur selbst. Und fein ist es, wenn es da jemanden gibt, der einem hilft herauszufinden, wohin man selbst gerne möchte und dafür Tools bereitstellt, Erfahrung weitergibt, Wege eröffnet.
Individuelle Begleitung braucht Präsenz und ein direktes persönliches Miteinander. Dass solche Gespräche online stattfinden können, habe ich bereits erfahren. Es gab GesprächsRäume über Zoom mit maximal 4 TeilnehmerInnen. Das war sehr inspirierend und scheint mir durchaus eine Alternative zu sein. Gerne stehe ich euch für Einzelgespräche sowie Gruppengespräche via Online-Tools weiterhin zur Verfügung.
Ist der SpielRaum nun Geschichte?
Im Moment gelten diverse Regelungen, nach denen SpielRaum laut WKO als Veranstaltung gilt. 10m2 pro Person. Ein Meter Abstand, Mund-Nasen-Schutz. Unrealistisch, denn das wären dann bei 3 Kindern und mir als Begleitung 70 m2. Auf meinen 35 m2 wären das 1 Kind plus Elternteil und meine Wenigkeit. Ausserdem weigere ich mich halb maskiert mit Babys und Kleinkindern zu kommunizieren. Mich persönlich stört ja die Maske nicht besonders. Okay, das Atmen fällt schwer und auf längere Zeit ist es mehr als unangenehm, aber so grundsätzlich finde ich es sogar sehr interessant, mit Menschen zu kommunzieren, die so bedeckt sind. Man muss der Person dann tatsächlich in die Augen sehen, um ihre Mimik lesen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass viele Erwachsene Schwierigkeiten damit haben. Unsere Mimik ist eine internationale Sprache, die über alle Grenzen hinweg verstanden wird. Wenn wir sie nicht erkennen können, wie sollen wir uns dann verhalten? Herbert Renz-Polster schreibt in seinem Blogartikel „Corona – die Maskenpflicht und dein Säugling“
Kleine Kinder brauchen die Signale Deines Gesichts aber auch um ihr Verhalten zu steuern. Sie wollen in ihrem Handeln „begleitet“ sein und sind dafür auf Rückmeldungen angewiesen. Etwa durch das Signal: „Nur zu, Du schaffst das!!“ Oder: „Ja, Du machst das prima!“ Oder auch: „Ja, ich verstehe Dich, Du willst jetzt nicht mit mir herumalbern, sondern in Ruhe kacken.“ Ein großer Teil dieses Austauschs läuft über das Gesicht.
Somit gilt für mich weiterhin: Abwarten! Wir werden sehen, wann und wie es weitergehen wird. Bleibt dran, es lohnt sich sicher!
Morgen, am Karfreitag wird der Lockdown 4 Wochen alt. Mittlerweile ist es schön warm, die Obstbäume blühen und aus den süßen Knospen werden starke hellgrüne Blätter. 4 Wochen social distancing, Auseinandersetzung mit neuen Medien, Familie und dem eigenen Ich. Für mich könnte es durchaus noch etwas andauern. Ich erfahre gerade, was Selbstbestimmung wirklich bedeutet, weil ich frei von Terminen und Verpflichtungen bin. Die Zeit, die jetzt da ist, ist die Freundin von Produktivität, Kreativität und Beziehungspflege.
Entschleunigung
Schon durch meine Arbeit mit den Kindern versuche ich stets, weder in meinen Handlungen, noch in meiner Sprache nicht zu schnell zu sein. Denn ja, ich glaube, dass wir immer noch zu schnell für junge Kinder sind, wenn wir glauben, dass wir schon langsam sind. „Rallentare“ heißt mein Wort auf Italienisch und ich finde, dass es sehr schön klingt. Die Entschleunigung, die ich gerade erfahre, zieht sich über mehrere Ebenen.
Mein sonst getakteter Wochenplan findet im Moment nicht statt. Ich arbeite jeden Vormittag entweder im SpielRaum oder im Nest. Wenn ich nach Hause komme, wird gekocht, dann gehen wir meist mit den Hunden raus, danach ein bisschen Büroarbeit. Abends meist wieder ein Termin. GesprächsRaum, Yoga, Italienisch, Chor. Jetzt bemerke ich, wie anstrengend die Arbeitswoche für mich ist. Nun gibt es statt fixer Arbeitszeiten größtenteils freie Zeiteinteilung. Meine Abendtermine sind die gemeinsamen Brettspiele mit meiner Familie. Und die Sonne am Morgen zu grüßen ist noch wunderbarer als am Abend. Diese freie Zeiteinteilung fühlt sich für mich gerade sehr heilsam an. Vor allem, weil ich bemerke, dass ich dadurch produktiver bin als sonst.
Der Druck, Geld zu verdienen ist geringer geworden. Wieso auch? Urlaub ist bereits storniert, Seminare wurden gecancelt oder verschoben und auch sämtliche Familienaktivitäten, wofür Geld vonnöten ist, fallen erstmal flach. Und ja, ich wünsche mir – und dafür schreibe ich es hier auf, um mich jederzeit daran zurückerinnern zu können – dass mir dieses jetzige Gefühl für immer erhalten bleibt. Das Gefühl, genug zu haben, nicht dafür kämpfen zu müssen und das Vertrauen, dass das Leben auf mich schauen wird.
Die Zeit, die ich gewonnen habe, nutze ich nicht nur vermehrt mit meiner Familie, sondern auch ganz gezielt für mich. Nachdenken heißt eine meiner neuen Lieblingsbeschäftigung. Brainstormen mit mir selbst – ein durchaus interessanter Prozeß, der mich weiterbringt, kreative Lösungen hervorbringt, neue Projekte entstehen lässt.
Kreativität und Produktivität
Seit Freitag, dem 13. schien es wirklich allen klar gewesen zu sein, dass es sich nicht um Ferien handelt. Denn heute oder eben in dieser Ferienwoche ist die Stimmung hier etwas anders. Meine Kinder schlafen bis in alle Ewigkeiten, wir kochen erst um vier und auch sonst passiert nicht viel, wir leben alle ein bisschen in den Tag hinein. Und das soll ja in den Ferien auch so sein!
Aber was davor alles hier passiert ist, ist wirklich unfassbar! Wir sind produktiv auf allen Ebenen. Wir sind generell Personen, die zwar schnell Ideen haben und Entscheidungen treffen, dann allerdings ewig brauchen, sie umzusetzen. Weil wir eben immer sehr beschäftigt sind und kaum Zeit dafür zu haben glauben. Und in den Ferien finden wir unsere Motivation dann nicht, denn hallo? – es sind ja Ferien!
In der Coronazeit ist die Wahrnehmung eine andere: Wir haben keine Ferien, es gibt für jeden den ein oder anderen Arbeitsauftrag und ansonsten holen wir das auf, das so lange liegengeblieben ist. Ich habe mein neues (Arbeits)zimmer eingerichtet, hab alte Sachen aussortiert, habe all meine Fachbücher mal wieder durchgesehen und empfinde gerade eine unglaubliche Lust und Freude am Schreiben. Mein jüngster Sohn bricht täglich neu seine Radrekorde, liest Bücher oder widmet sich Nähprojekten.
Es ist Zeit für Dinge, die ich wirklich gerne mache. Sich selbst ein Ziel zu setzen, selbst eine Aufgabe zu suchen, sich einer Herausforderung zu stellen, ohne dass jemand neben dir steht und fragt, ob du schon fertig bist oder wie es geworden ist. Also, ja, ich fühle mich gerade tatsächlich selbstbestimmt und frei in meinen täglichen Tätigkeiten. Gestern habe ich das erste Mal Gnocci selbstgemacht und wisst ihr, wie lecker die waren?
Ich bin täglich draußen, genieße meinen Garten oder gehe in den Wald. Das Bogenschießen habe ich wieder neu entdeckt. Eine meditative Tätigkeit, die Präzision und Schärfe verlangt. Ich liebe es, wie Katniss Everdeen im Garten zu stehen und ins Gelbe (oder zumindest die Zielscheibe) zu treffen. Manchmal suchen wir unsere Pfeile allerdings auch außerhalb des Gartens 😉
Ich bin mir sicher, dass es für mich persönlich auch berufliche Veränderungen geben wird. Wie genau das ausschauen wird, weiß ich noch nicht. Tatsache ist, dass ich den SpielRaum, genauso wie das Betreuen im Nest so gerne mag! Ich sage ja gerne, ich hätte den schönsten Beruf der Welt! Aber das eine oder andere werde ich doch verabschieden, damit wieder Neues entstehen kann.
Beziehungspflege
Die Einschränkungen unserer sozialen Interaktionen haben uns erst ziemlich niedergeworfen. Die plötzliche Unterbrechung des alltäglichen Miteinanders war schwierig für mich und vor allem für meine jugendlichen Söhne. Und anfangs wußten wir ehrlich gesagt auch gar nicht, was wirklich erlaubt ist oder nicht.
Nach den anfänglichen Unsicherheiten ist nun für uns klar: niemand muss auf seine sozialen Interaktionen verzichten. Es gibt nur im Moment andere Möglichkeiten und Wege. Wie ich schon mal geschrieben habe, leben wir hier in einem Dorf am Land, das gerade jetzt unser Luxus ist. Wald, Wiese, Felder, sonst nix.
Ich treffe mich öfter mal mit einer Freundin zum gemeinsamen Spaziergang. Das ist besser, als gemeinsam Kaffee zu trinken und dazu noch etwas Süßes zu essen, oder? Wir umarmen einander nicht, wir küssen uns nicht, wir halten einen Mindestabstand von 1 Meter. Das ist nicht optimal, aber dennoch, wir können uns unterhalten, austauschen und unsere Beziehungen pflegen. Und da gibt es auch die Menschen, mit denen ich wenig Kontakt habe, die mir allerdings sehr wichtig sind. Corona war dann doch ein Grund, sich mal zu melden, Kontakte aufzufrischen und wieder mehr miteinander im Gespräch zu sein.
Nicht zuletzt muss ich erwähnen, wie sehr ich die Zeit, in der mein Mann zu Hause ist, genieße! Wie schön es ist, täglich von ihm das Frühstück aufgetischt zu bekommen! Ich spüre tiefe Geborgenheit und Sicherheit, wenn ich morgens (oder eher am Vormittag) aufwache und schon das Geschirr klimpern höre und Kaffeeduft rieche. Klingt kitschig, oder? Genau das ist es, zu schön, um wahr zu sein…heute habe ich erfahren, dass sein Urlaub doch nicht den ganzen April andauern soll (anfangs wars noch bis Mitte Mai!), sondern nur bis nach Ostern! Naja, die Nachrichten ändern sich gerade Tag für Tag, also warten wir einfach mal ab…
Die Situation, in der wir alle uns momentan befinden ist nicht einfach. Die Reduktion sozialer Kontakte ist auch für mein Leben sehr einschneidend. Kein Kaffetrinken mehr mit meinen Freundinnen, kein Italienisch-Kurs, kein Yoga, kein Chorsingen…
Die Schulschließung wurde zuallererst von meinem 17jährigen als Coronaferien betitelt. Aber klar ist, dass es genau das nicht ist. Es sind keine Ferien. Es ist für alle drei sehr schwierig, die Kontakteinschränkungen zu akzeptieren und einzuhalten. Wenn man seine Freunde nicht mehr treffen darf, ist das ein harter Einschnitt in die soziale Welt eines Menschen. Aber für einen Jugendlichen, der gerade dabei ist, sich von seiner Familie loszulösen eine wahrhafte Katastrophe. Eine verständnisvolle elterliche Begleitung ist in diesen Zeiten noch wichtiger. Was uns durch diese Tage hilft ist die Klarheit, dass wir zu Hause bleiben, eine Tagesstruktur und viel Abwechslung.
wir bleiben zu Hause!
Mein Schwiegervater wollte am Samstag seinen 80. Geburtstag feiern und es war wirklich sehr schwer, ihm das auszureden. Gottseidank hat das Lokal Verantwortung übernommen und die Feier abgesagt. Ob wir gekommen wären? Nein, wir hätten ihn alleine feiern lassen…auch, wenn ihn das sehr traurig gemacht hätte.
Für das Storchennest arbeite ich momentan zu Hause, stelle Angebote her, nähe Kinderkochhandschuhe, schreibe Dokumentationen. Ich bin also mit Arbeit eingedeckt, aber da sind ja noch andere Menschen um mich herum. Wir sind zu fünft. Zu fünft zu Hause. Es gibt im Netz bereits viele Menschen, die sich Gedanken zur Situation gemacht haben, einige haben Vorschläge parat, wie man den Alltag mit den Kindern gut verbringen kann. Es gibt unzählige Spielvorschläge, Bastelangebote für zu Hause und Beschäftigungsideen. Aber: was tun mit den Älteren?
Meine größte Frage: Wie kann ich verhindern, dass meine Kinder stundenlang vor ihren Smartphones versumpern oder vor lauter Langeweile das ganze Netflix Programm auswendig lernen? Ich könnte das W-Lan Passwort ändern, aber das würde nur zu Streit führen und nicht zu konstruktiven Lösungen.
Möglichkeiten für ein gutes Miteinander
1. ein Tagesplan
Wir erlauben uns, lange zu schlafen und erst gegen 10 zu frühstücken. Das entspricht unserem Biorhythmus. Beim Frühstück gibt es die erste Familienkonferenz. Wer hat was heute vor? Welche Arbeiten sind im Haushalt zu erledigen und welche Aufgaben kommen von der Schule? Wie teile ich meine Arbeit heute ein? Wer kocht das Mittagessen? Es wird gesammelt und geplant, sodass jeder weiß, wie er den Tag füllen mag.
2. vorbereitete Umgebung
Bei uns bedeutet die Einschränkung auch Veränderungen der häuslichen Umgebung. Wir haben das Wohnzimmer umgestellt, um eine Puzzleecke für alle zu schaffen, mein Schlafzimmer ist kurzerhand zu meinem Home-Office geworden und im SpielRaum steht jetzt der Tischtennistisch. Gestern haben wir die Kinderzimmer geputzt und ausgemistet, damit die Räume gerne benutzt werden. Jede Ecke des Hauses darf angenehm und wohnlich gestaltet werden, wir wollen uns die nächsten Wochen wohlfühlen 🙂
Tischtennis – SpielRaum
3. tägliche Bewegung in der frischen Luft
Wir haben das Glück, in einem Ort zu leben, in dem sich nicht viel tut und der Wald, die Felder gleich hinter unserem Hause beginnen. Mit unseren Hunden sind wir sowieso täglich draußen unterwegs. Im Moment ist es für die Hunde wie jeden Tag Weihnachten: morgens geht mein Mann, gegen Mittag ich mit Emil und abends schick ich einen der Großen raus. So oft kommen die Hunde an „normalen“ Arbeitstagen niemals raus. Aber für jeden von uns eine super Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten und tief Durchzuatmen. Die Chance, jemandem im angrenzenden Wald zu begegnen ist auch außerhalb Coronazeiten schon gering 🙂
Diesen Teich haben wir auf unseren Streifzügen neu entdeckt!
4. Selbstfürsorge
Auch in einem großen Haus wie unserem kann man sich zu nahe sein. Wenn es notwendig ist, sich über längere Zeit zu Hause aufzuhalten, ist ein persönlicher Rückzugsort Gold wert. Ich erlaube mir, mich dann zurückzuziehen, wenn ich merke, dass es mir zuviel wird. Diese Bitte kommuniziere ich an die ganze Familie. Achtet bitte alle darauf, rechtzeitig aus schwierigen Szenarien auszusteigen, bevor es zu spät ist! Einfach mal einen Schritt zurück…
Aber nicht nur der Rückzugsort ist entscheidend, sondern auch, was du darin vorhast. Einfach nur mal liegen und durchatmen oder am Ergometer ein paar Minuten strampeln? Was auch immer, richte dir deinen Rückzug so ein, wie du ihn brauchst. Vielleicht reicht dir eine Yogamatte und ein Kissen, vielleicht ist dein Rückzugsort aber auch der angrenzende Wald…
5. gemeinsam…
Wenn meine Kinder auch groß sind und sich gerne in ihren eigenen 4 Wänden aufhalten. Es ist jetzt Zeit, Momente gemeinsam zu verbringen. Gemeinsam essen, gemeinsam musizieren, gemeinsam tanzen, gemeinsam spielen, gemeinsam lachen…das stärkt den Familienzusammenhalt und erhöht das gegenseitige Verständnis. Es muss auch nicht immer zu fünft sein (diese Chance sehe ich allenfalls beim Essen…), aber eben gemeinsam. Mit dem Partner, mit nur einem Kind. Verschiedene Konstellationen = verschiedene Aktivitäten.
Was hilft dir in diesen Zeiten? Bist du zu Hause oder musst du noch zur Arbeit fahren? Und was machst du mit deinen Kindern? – Ja, ich bin neugierig und freue mich über dein Kommentar.
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