3 Gründe, warum es wichtig ist, mit deinem Baby zu sprechen

3 Gründe, warum es wichtig ist, mit deinem Baby zu sprechen

Na klar, sagst du jetzt vielleicht, „ist doch logisch, wie soll mein Kind sonst lernen, zu sprechen“?

Natürlich, um Sprache zu erlernen, ist es wichtig, die Sprache zu hören und miteinander in der gleichen Sprache zu kommunizieren. Doch mit deinem Kind zu sprechen bedeutet viel mehr, als ihm nur ein sprachliches Vorbild zu sein.

Schon im Mutterleib hört dein Baby deine Stimme und erkennt diese nach der Geburt wieder. Deine Stimme wirkt beruhigend auf dein Baby und schafft eine vertraute Atmosphäre.

Durch die sprachliche Ankündigung von Handlungen bekommt das Baby nicht nur Orientierung und Sicherheit, sondern fühlt sich auch zu einem Dialog eingeladen, den es gerne annehmen wird.

1) Dein Baby bekommt durch deine Worte Orientierung

Stell dir vor, du kommst in ein fremdes Land und verstehst die Sprache dort nicht. Der Reiseführer spricht die ganze Zeit mit einem Kollegen. Er lächelt dich kurz an und wirkt freundlich, aber er spricht nicht mit dir. Stattdessen schiebt er dich in einen dunklen Wagen und schließt die Türe.

Wie würdest du dich fühlen? Würdest du ihm vertrauen und ruhig hinten im Wagen sitzen? Oder wärst du beunruhigt und fragtest dich, was gerade mit dir geschieht?

Wenn du dein Baby wickelst, badest, fütterst oder einfach nur hochhebst, kannst du jeden Schritt deiner Tätigkeit mit Worten begleiten. Vor allem, wenn du etwas mit deinem Baby vorhast, ist es wichtig, es ihm vorher zu sagen, damit es darauf reagieren kann. Du kannst also sagen: „Ich werde dir jetzt deine Hose anziehen“. Zusätzlich zeigst du die Hose deinem Baby, damit es sehen kann, was jetzt passieren wird. Damit gibst du deiner Handlung Worte, die es bald verstehen wird.

2) Dein Baby fühlt sich geborgen und wahrgenommen

Angelika nähert sich ihrem 4 Monate altem Baby, das gerade wach geworden ist. „Guten Morgen!“ sagt sie und gleich darauf „Ich werde dich jetzt aus deinem Bettchen heben.“ Das Baby lächelt und streckt seine Arme in die Höhe.

Wenn du, so wie Angelika, noch die Reaktion deines Babys abwartest, bevor du mit deinem Vorhaben beginnst, hast du einen Grundstein für eine gute Eltern-Kind-Beziehung gelegt. Bleiben wir beim Beispiel mit dem Hose Anziehen: Möglicherweise lächelt dein Baby, oder es hebt sogar sein Bein, wenn du ihm die Hose zeigst. Vielleicht dreht es sich auch weg und signalisiert damit, dass es noch ein wenig warten möchte. Kannst du die Signale deines Babys verstehen? Beobachte einige Tage lang, wie dein Kind auf deine Ankündigungen reagiert. Dadurch wirst du dein Baby ein wenig besser kennenlernen und bald wissen, was es mit seiner Reaktion ausdrücken möchte. Diese Reaktionen kannst du auch noch verbalisieren, z.B.: „Ah, du hebst dein Bein, vielen Dank für deine Hilfe!“ Dein Baby fühlt sich dadurch ernstgenommen, wichtig und wertgeschätzt.

3) Das Mitsprechen erhöht deine Aufmerksamkeit

Wenn du deine Handlungen während dem intensiven Zusammensein (z.B. in Pflegesituationen) mit deinem Baby begleitest, schenkst du ihm damit eine besondere Art der Aufmerksamkeit. Diese Zeit ist eine wunderbare Möglichkeit, eure Bindung zu stärken und euer gegenseitiges Bedürfnis nach Nähe und Kontakt zu befriedigen.

Dadurch, dass du deine Handlungen sprachlich dokumentierst, begibst du dich in ein Hier und Jetzt. Es wird schwieriger, an gestern oder den nächsten Termin zu denken. Du bist präsenter und aufmerksamer bei deinem Baby.

Wird das Bedürfnis nach echtem Kontakt in den Pflegesituationen durch deine erhöhte Achtsamkeit gestillt, fällt es deinem Baby leichter, anschließend aktiv die Welt zu erkunden. Damit dein Baby in ein selbständiges Spiel findet, ist es wichtig, dass seine Bedürfnisse auf allen Ebenen gestillt sind. Du kannst also die Zeit der Pflegesituationen ganz bewusst dafür nutzen. Das Sprechen hilft dir dabei, in diesen Momenten ganz für dein Baby da zu sein.

Probiere es gerne beim nächsten Wickeln gleich mal aus. Wenn du dazu Fragen hast, schreib mir gerne oder buche doch gleich ein kostenloses Gespräch, um mich persönlich kennenzulernen!

Warum freie Bewegungsentwicklung für dein Baby sinnvoll ist

Warum freie Bewegungsentwicklung für dein Baby sinnvoll ist

Lilo ist 9 Monate alt und zieht sich mit den Händen den Holzboden entlang. Ein Ball hat ihr Interesse geweckt. Langsam geht es voran, es sieht anstrengend aus. Aber Lilo lächelt, als sie einer Schüssel begegnet. Sie ergreift sie und dreht sich damit schwungvoll auf den Rücken. Ihren Kopf legt sie vorsichtig und langsam am harten Boden ab. Lilo erkundet die Schüssel mit ihrem Mund, dreht sie in ihrer Hand, gibt sie von einer in die andere. Als sie damit fertig ist, dreht sie sich erneut auf den Bauch, erblickt den Ball, der sie schon vorhin interessiert hat und beginnt erneut mit ihren Vorwärtsbewegungen.

Ihre Mama Alex sitzt daneben und schaut Lilo zu. Sie schiebt ihr nicht den Ball zu, damit sie ihn schneller greifen kann. Alex hat sich dazu entschieden, Lilo die Welt selbstständig und unabhängig erkunden zu lassen. „Damit sie alleine spielen kann und später nicht so viele Unfälle hat“ sagt sie.

Was bedeutet freie Bewegungsentwicklung?

Als freie Bewegungsentwicklung wird die selbstbestimmte Aneignung motorischer Fertigkeiten ohne Eingreifen eines Erwachsenen bezeichnet.

Die Kinderärztin Emmi Pikler hat die selbstständige Bewegungsentwicklung jahrelang erforscht und kam zu dem Schluss, dass jeder gesunde Säugling die Fähigkeit besitzt, ganz von selbst und ohne Einwirkung von außen zum freien Gehen zu gelangen.

Im Gegensatz zur Spielentwicklung ist die Entwicklung der Motorik nicht linear. Das bedeutet, dass es keine eindeutige Abfolge der Entwicklungsschritte gibt. Es gibt Kinder, die zuerst stehen, bevor sie frei sitzen. Andere wiederum sitzen und krabbeln zuerst, bevor sie sich zum Stehen hochziehen.

Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten gibt keinen Aufschluss über den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. Emmi Pikler hat nicht nur vielfältige Varianten, sondern auch große zeitliche Unterschiede in der Bewegungsentwicklung beobachtet. Es gibt Kinder, die bereits mit 12 Monaten ihre ersten freien Schritte machen. Andere lassen sich mehr Zeit. Ein Kind, das erst mit 20 Monaten gehen lernt, kann nicht von vornherein als entwicklungsverzögert betrachtet werden. Vielmehr ist es wichtig, seinen Entwicklungsstand an seinem Spielverhalten abzulesen.

Eine Übersicht über die Spiel-und Bewegungsentwicklung im ersten Lebensjahr findest du in meinem Entwicklungskalender!

Was bedeutet eine freie Bewegungsentwicklung für mein Baby?

Wenn du dich dafür entscheidest, deinem Kind eine freie Bewegungsentwicklung zu ermöglichen, kann das zahlreiche Vorteile für dein Kind haben. Fünf davon stelle ich dir kurz vor:

1) Es „trainiert“ sich selbst

Indem dein Baby strampelt und die Arme bewegt, seinen Kopf hin und her bewegt, sich am Boden wälzt, sich im Kreis dreht und so weiter trainiert es seine ganze Muskulatur. Es streckt die Wirbelsäule, indem es die Beine zum Mund führt. All diese Bewegungen sind wichtig. Das Baby stärkt seinen Körper und trainiert genau die Muskulatur, die für das Krabbeln und spätere Aufrichten wichtig sind.

2) Es lernt seinen Körper kennen

Das Baby, das sich frei bewegen darf und dabei nicht eingeschränkt ist, lernt seinen Körper und dadurch sich selbst kennen. Es lernt, wie es seine Gliedmaßen, seinen Po, seine Hüfte so einsetzen kann, dass es seinem Ziel näher kommt. Dadurch erhält es ein Körperbewusstsein, das sich später als Selbstbewusstsein in seinem Verhalten widerspiegeln wird.

Ayla macht Erfahrungen mit dem Gleichgewicht. Sie weiß, dass sie sich mit ihrer Hand abstützen muss, um nicht nach vorne zu kippen.

3) Es kann selbst wählen, welche Position es einnehmen möchte

Ein Baby, das selbstständig in eine sitzende Position gelangt, hat bereits genügend Erfahrungen gesammelt, um daraus wieder in die Bauch-oder Seitenlage zu kommen. Wenn ihm also eine Position (z.B, die Bauchlage) nicht mehr behagt, weil der Kopf zu schwer geworden ist oder das Spielzeug am Bauch nicht so gut erkundet werden kann, kann es sich in eine bequemere oder für die Situation passendere Position begeben.

4) Es kann selbstständig Spielsachen erreichen

Dein Baby lernt, sich so fortzubewegen, dass es seine Ziele erreichen kann. Es streckt sich, dreht sich, windet sich. Eine kleine Bewegung mit der Hüfte, kann es ein Stück näher zum gewünschten Objekt bringen. Oder vielleicht setzt es seine Zehen zum Schieben ein. Wie auch immer – die Experimente mit dem eigenen Körper verleihen ihm Autonomie. Wenn es selbst das begehrte Spielzeug erreichen kann, ist es unabhängiger von einem Erwachsenen. So wird ein zufriedenes Spielen möglich.

Baby im vierfüßlerstand greift nach bunten Ringen
Emilia bewegt sich sicher durch den Raum und erkundet die Dinge, die ihr Interesse wecken, selbstständig

5) Es fühlt sich kompetent

Dein Baby lernt, mit schwierigen Situationen selbstständig umzugehen (z.B. das Überwinden von Hindernissen). Es setzt sich eigenständig Ziele, die es weder über-noch unterfordern. Wenn es dieses Ziel erreicht hat, wird es sich freuen und sich ein höheres Ziel setzen, anfangs noch ganz unbewusst. Diese positiven Erfahrungen entwickeln sich allmählich zu einem großen Vertrauen in sich selbst.

Wie kann ich die freie Bewegungsentwicklung meines Kindes unterstützten?

Damit dein Baby all diese motorischen Fähigkeiten bis zum selbstständigen Gehen entwickeln kann, braucht es Liebe, Zeit und Raum. Die emotionalen Bedürfnisse müssen erst gestillt sein, damit es sich auf sein Spiel einlassen kann. Es ist für dein Baby immer fein, wenn du beim Spielen neben ihm sitzt und ihm zusiehst. Du kannst dich mit ihm an seinen nächsten Schritten erfreuen und es dabei genauer kennenlernen. Ist dein Baby eher vorsichtig? Wird es schnell wütend, wenn etwas nicht funktioniert, oder dreht es sich dann um und sucht sich etwas Neues?

Dein Baby braucht Zeit, um einen Meilenstein zu erreichen. Indem du deinem Baby beim Spielen und Bewegen zusiehst, kannst du jeden Tag die Minischritte entdecken, die es gelernt hat. Wenn es sich in einer Position sicher genug fühlt, wird es eine neue ausprobieren.

Du kannst deinem Baby einen geschützten Raum zum Spielen und Experimentieren zur Verfügung stellen. Damit es sich frei bewegen kann, sollte der Raum immer so vorbereitet sein, dass der nächste Schritt möglich werden kann. Dreht sich dein Baby also zur Seite, räume ihm so viel Platz ein, dass seine erste Bauchlandung auch gelingen kann.

Viele Tipps rund um das Spielen und Bewegen im ersten Lebensjahr findest du in meinem Entwicklungskalender!

Was kann ich tun, wenn ich keine Fortschritte erkennen kann?

Wenn du Sorge hast, dass die Entwicklung deines Babys stagniert, solltest du dich unbedingt an eine Fachperson wenden. Deine Fragen sind wichtig und keine davon sollte unbeantwortet bleiben.

Ich unterstütze dich gerne mit einer Entwicklungsanalyse oder einem Gespräch zur vorbereiteten Umgebung. Wenn du in der Nähe wohnst, begleite ich dich auch gerne in meinem Pikler-SpielRaum in Kaisersdorf im Burgenland.

Hilfe, mein Baby verweigert die Bauchlage!

Hilfe, mein Baby verweigert die Bauchlage!

Dieser Hilferuf erreicht mich per Mail. Julia, Mama eines zwei Monate alten Säuglings, macht sich Sorgen, weil ihr Sohn Nils zu weinen beginnt, sobald sie ihn auf den Bauch legt.

Ich vereinbare mit Julia ein Telefongespräch, um Näheres über ihr Problem zu erfahren. Sie erklärt mir, dass ihr Kinderarzt meint, sie solle den Säugling so oft wie möglich auf den Bauch legen, damit er seine Nackenmuskulatur stärken kann und später in der Lage ist zu krabbeln und sich aufzusetzen. Warum Julias Sorgen unbegründet sind und die frühe Bauchlage so gerne empfohlen wird, erzähle ich dir in diesem Artikel.

Warum fühlt sich mein Baby in der Bauchlage unwohl?

Es gibt mehrere Gründe, warum sich Julias Baby in der Bauchlage unwohl fühlt. Nils kann sein Köpfchen noch nicht lange genug hochhalten. Er legt seinen Kopf nach kurzer Zeit auf dem Boden ab, was bedeutet, dass er wenig sehen kann. Möglicherweise ist seine Atmung etwas eingeschränkt. Wenn er den Kopf erneut hebt, strengt ihn das sehr an. Eine Überanstrengung der Nackenmuskulatur kann Schmerzen und Verspannungen verursachen. Hinzu kommt, dass Nils in der Bauchlage in seiner Bewegung eingeschränkt ist. Er kann seine Arme und Beine nicht bewegen, was zu seinem Unwohlsein beitragen kann.

Nachdem Julia einen kleinen Einblick ins Nils` mögliche Notlage gewonnen hat, bitte ich sie, ihn in den nächsten Tagen auf dem Rücken liegend zu beobachten.

Folgende Fragen gebe ich Julia mit:

Wie lange liegt er zufrieden in der Rückenlage?

Wie bewegt er seine Gliedmaßen in der Rückenlage?

Wie bewegt er seinen Kopf in der Rückenlage?

Wie bewegt er seine Hüfte?

Wohin wandert sein Blick bzw. seine Aufmerksamkeit, wenn er am Rücken liegt?

Nach einer Woche treffen wir einander wieder zu einem Telefongespräch. Julia erzählt, dass Nils für 10-15 Minuten gestillt und gewickelt sehr zufrieden in der Rückenlage ist. Er strampelt mit seinen Füßen, bewegt seine Arme und blickt neugierig in die Gegend. Er rollt seinen Kopf von einer Seite zur anderen und genießt den Anblick seiner Hände, wenn sie zufällig in sein Sichtfeld geraten. Hin und wieder beobachtet Julia, dass er sie vor seinen Augen stoppt und dann staunend seine Faust betrachtet. Seine Hüfte liegt nicht starr am Boden, sondern dreht sich mal zur einen, mal zur anderen Seite. Er hebt den Popo hoch, indem er sich mit den Füßen am Boden abstößt.

Wird sich mein Baby von selber auf den Bauch drehen?

Wenn Nils seine Hüfte, Arme und Beine uneingeschränkt bewegen kann, wird er sich schließlich auf beide Seiten drehen. Indem er sich so am Boden wälzt, macht er genau das, was Zweck der frühen Bauchlage ist. Er stärkt seine Rückenmuskulatur, öffnet und dreht die Hüfte und unterstützt dazu die Entwicklung seines Gleichgewichtssinnes.

Nils wird sich also früher oder später auf die Seite drehen und schließlich auf dem Bauch landen. Das ist der richtige Zeitpunkt für sein Abenteuer, denn nun hat er seine Muskulatur ausreichend trainiert, um sein Köpfchen zu heben und seine neue Position zu bestaunen. Möglicherweise erschrickt er wegen seiner neuen Position und beginnt zu weinen. Dann kann Julia ihn zurück auf den Rücken drehen und ihm erzählen, was gerade mit ihm passiert ist. Nils wird sich immer wieder auf den Bauch drehen, bis er diese Bewegung perfektioniert hat und lernt, sich selbst wieder zurück auf den Rücken zu drehen.

Wie kann ich mein Baby in seiner Bewegungsentwicklung unterstützen?

Um Nils in seiner Bewegungsentwicklung zu unterstützen, kann Julia darauf achten, dass

  • er nicht einengende Kleidung trägt
  • er genügend Platz für seine Drehbewegungen hat
  • er auf einer nicht zu weichen Unterlage liegt
  • seine Bedürfnisse vor dem Spielen gestillt wurden
  • sie beim Spielen in seiner Nähe ist
  • sie eine kleine Anzahl an interessanten Spielsachen rund um seinen Körper platziert

Noch mehr Tipps, wie du dein Baby in seiner freien Bewegungsentwicklung unterstützen kannst, findest du im Entwicklungkalender für das erste Lebensjahr!

Mein Baby hat sich auf den Bauch gedreht!

Julia schreibt in einem Email, als Nils 17 Wochen alt ist:

Liebe Daniela,

Ich wollte dir erzählen, dass Nils sich vor 3 Tagen zum ersten Mal auf den Bauch gedreht hat. Er hat sich den rechten Arm dabei eingeklemmt, konnte ihn aber selbst befreien. Er hat lange den Kopf gehoben und geschaut. Ich glaube, er war wirklich erstaunt, was ihm passiert ist. Ich habe ihn in den letzten Tagen ungefähr 30 Mal schon auf den Rücken zurückgedreht, weil er dann zu quengeln begonnen hat.

Julia mit Nils

Als Julia zwei Monate später mit Nils in den SpielRaum kommt, bewegt er sich geschmeidig auf dem Holzboden. Er rollt vom Rücken auf den Bauch, stützt sich auf die Arme und dreht sich um die eigene Achse. Wenn er ein Spielzeug ergreift, dreht er sich damit auf den Rücken und erkundet es. Nach einiger Zeit legt er es weg und dreht sich wieder auf den Bauch. Er sucht sich etwas Neues und das Spiel beginnt von vorne. Nils entscheidet selbst, welche Lage er einnimmt. Er kann damit auf seine körperliche Verfassung reagieren. Ist ihm die Bauchlage zu anstrengend geworden, kann er sich zurück auf den Rücken drehen und entspannen. Möchte er ein Spielzeug ergreifen, das etwas weiter weg ist, setzt er die Drehbewegungen gezielt dafür ein, um näher heran zu kommen. Zum Erkunden eines Gegenstandes eignet sich die Rückenlage, weil er hier Arme und Beine frei bewegen kann.

Warum die frühe Bauchlage gerne empfohlen wird, ein Training aber nicht nötig ist

1) Training der Muskulatur

Das oben genannte Beispiel zeigt wie auch die Erfahrungen Piklers, die sie in ihrem Buch „Lasst mir Zeit“ dokumentiert hat, dass jedes gesunde Kind selbst die Bauchlage einnimmt, wenn es genügend Sicherheit und Erfahrungen in der Rückenlage gesammelt hat. Dann ist das Baby auch in der Lage, seine Position selbständig je nach Bedürfnis zu verändern. Es wird immer wieder zwischen Bauch- und Rückenlage wechseln und so seine Muskulatur unabhängig vom Erwachsenen trainieren, um für seine weiteren Schritte gewappnet zu sein.

2) Die Bewegungsentwicklung verläuft schneller

Meines Wissens nach gibt es keine Studien, die diese Behauptung belegen. Viel mehr stelle ich mir hier die Frage, wie wichtig es ist, möglichst schnell Krabbeln und letztendlich Gehen zu lernen. Welchen Vorteil hat eine schnelle Bewegungsentwicklung?

Es wäre ein bequemer Vorteil für die Eltern, wenn das Kind möglichst früh sitzen und stehen kann, damit es beim Tisch sitzen oder einfach hingestellt werden kann. Einen Vorteil für das Kind sehe ich hier nicht. Ein Baby, das sich aus der Rückenlage frei bewegen kann, wird unzählige Bewegungen ausführen, die seinen Körper geschmeidig und stark machen. Diese vielen einzelnen Zwischenschritte tragen zur Stabilität und Beweglichkeit bei.

3) Vorbeugung der Deformierung des Hinterkopfes

Ariane Cavalier ging dieser Frage nach und bestätigte damit Emmi Piklers Forschung: Nur 13% der Babys, die sich ungehindert und frei bewegen durften, wiesen nach 4 Monaten eine Verflachung des Hinterkopfes auf. In der Gruppe der Babys, deren Eltern nicht über die freie Bewegungsentwicklung aufgeklärt wurden, waren es 33%. Mehr dazu erfährst du in dieser Studie.

Freie Bewegungsentwicklung ist eine Entscheidung für dein Baby

Deinem Baby eine freie Bewegungsentwicklung zu ermöglichen, ist eine Haltung, die schon ein bisschen Mut und jede Menge Vertrauen in die menschlichen Entwicklungsprozesse verlangt. Aber vielleicht magst du, wie Julia, dein Baby auch nicht in eine ihm unangenehme Lage bringen, damit es möglichst früh etwas lernt, was es ein wenig später sowieso von selbst lernen wird. Um dir deine Entscheidung zu erleichtern, habe ich hier 5 Gründe aufgeschrieben, warum eine freie Bewegungsentwicklung für dein Baby sinnvoll ist.

Du möchtest noch mehr über die freie Bewegungsentwicklung erfahren oder hast Fragen zur Entwicklung deines Babys? Dann lade ich dich zu einem kostenlosen Erstgespräch ein!

Die Spielentwicklung im ersten Lebensjahr

Die Spielentwicklung im ersten Lebensjahr

Die alltäglichen Tätigkeiten eines Kindes sind das, was wir allgemein als „Spiel“ bezeichnen. Das freie Spiel ist die selbstbestimmte Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung. Es ermöglicht dem Kind, vielfältige Erfahrungen zu sammeln, es macht sich mit seiner Umwelt vertraut, begreift sie. Das freie Spiel ist ein Grundbedürfnis des Kindes und wir wissen, dass es aus entwicklungspädagogischer Sicht nicht vom Lernen getrennt werden kann. Emmi Pikler nennt die freie selbstständige Aktivität ohne helfende Anleitung eines Erwachsenen die „Hochschule der Säuglinge und Kleinkinder“.

0 – 3 Monate: Die eigenen Hände entdecken

Rund um die 10. Lebenswoche entdeckt der Säugling seine eigene Hand. Anfangs flattert die eigene Faust noch zufällig ins Gesichtsfeld, doch bald kann das Baby seine Bewegungen kontrollieren. Es bewegt seine Hände so, wie es das später tun wird, mit einem Gegenstand in der Hand. Das Öffnen und Schließen der Faust ist eine Vorbereitung auf das spätere Greifen und Loslassen von Gegenständen. Das Lutschen an der Faust ist eine wichtige orale Sinneserfahrung.

Die eigenen Hand entdecken

Wenn das Baby auf dem Rücken liegt, kann es seine Hand ganz konzentriert und aufmerksam beobachten. In der Bauchlage hat es diese Möglichkeit nicht.

Das Spiel mit dem eigenen Körper beschränkt sich aber nicht nur auf die Hände. Der Säugling „turnt“ gerne, strampelt, dreht sich nach links und nach rechts und stärkt so seine Muskulatur für die nächsten Entwicklungsschritte.

3 – 6 Monate: Erste Gegenstände begreifen

Bevor der Säugling nach einem Gegenstand greift, interessiert er sich für seine Kleidung und beginnt, daran zu ziehen. Im Alter von drei bis vier Monaten beginnt das Baby bewusst nach Gegenständen zu greifen, die in seiner Nähe liegen. Anfangs wirken die Greifübungen noch zufällig und unkoordiniert, doch Übung macht den Meister! Mit etwa 5 Monaten erreichen die meisten Säuglinge das ausgewählte Spielzeug schon mit einer zielgerichteten Bewegung.

Die ersten Gegenstände sollten leicht zu greifen sein

Nicht alle Gegenstände sind für diese erste Zeit geeignet. Wichtig ist, dass es sich um Dinge handelt, die sich gut ergreifen lassen wie ein Korbball, ein Tuch oder ein Stoffpüppchen. Am Anfang reicht nur einziger Gegenstand aus, der das Interesse des Babys auf sich ziehen wird. Später dürfen es gerne etwas mehr sein, die in greifbarer Nähe zum Kind platziert werden. Die angebotenen Gegenstände sollten eher weich und leicht sein um eine Verletzungsgefahr zu vermeiden. Außerdem sollten keine Spielsachen angeboten werden, die unerwartete Geräusche erzeugen, um das Baby nicht zu erschrecken.

6 – 9 Monate: die Mobilität nimmt zu

Die Fingerbewegungen werden immer differenzierter. Ein Ball wird zum Beispiel anders aufgehoben, als eine Rassel. Das Baby lässt Gegenstände fallen und nimmt sie wieder in die Hand. Dabei macht es auch Erfahrungen mit Geräuschen und Materialeigenschaften. Mit zunehmender Mobilität kann das Kind nun mit Gegenständen spielen, ohne sie in der Hand zu halten. Während das Baby einen Ball wegschubst, verfolgt es ihn mit seinem Blick und versucht ihn wieder zu sich zu holen.

Nun können Spielsachen angeboten werden, die bereits mehr Gewicht haben. Achte darauf, dass der Säugling Spielsachen aus verschiedenen Materialien zur Verfügung hat, denn dadurch kommt er zu unterschiedlichen Eindrücken und vielfältigen Erfahrungen.

Beim aufmerksamen Beobachten des Säuglings nehmen wir sowohl wahr, wie ihn neue Dinge sofort interessieren, als auch, dass er sich über lange Zeit, sogar monatelang, gern mit demselben Spielzeug beschäftigt. Durch das wiederholte Spielen mit den gleichen Gegenständen entdeckt er nach und nach immer mehr Einzelheiten an ihnen. Während er das Spielzeug mal mehr aus der Nähe, mal aus größerem Abstand betrachtet und es von oben, von der Seite oder von vorne ansieht, lernt er allmählich, dass der jeweilige Gegenstand auch dann derselbe ist, wenn er gerade nur einen Teil prüft oder wenn er ihn aus unterschiedlichen Entfernungen und verschiedenen Blickwinkeln anschaut.

„Von den Anfängen des freien Spiels“ (Eva Kallo, Györgyi Balog)

Eine ausführliche Liste mit über 100 Ideen für Spielmaterialien in den ersten Lebensjahren findest du hier!

9 – 12 Monate: das Spiel mit mehreren Gegenständen

Das Baby beginnt nun, mit mehreren Gegenständen zu hantieren. Es vergleicht sie und bringt sie mit der Zeit auch in Verbindung. Es schlägt zwei Gegenstände aneinander oder versucht, eines in das andere hineinzustecken. Es legt mehrere Dinge in eine Schüssel oder in einen Korb, bevor es sie einzeln wieder herausnimmt oder gleich alles auf einmal ausleert. Dann sucht es wieder Sachen, die es einander zuordnen kann. Das ist der Anfang des logischen Denkens: Das Kind erfährt Begriffe wie kleiner und größer, innerhalb und außerhalb, zusammengehörig und trennbar.

Behälter in verschiedenen Größen interessieren das Kind jetzt besonders

Mit ca. 11 Monaten beobachten wir häufig das „Geben und Nehmen“-Spiel. Kinder bringen Gegenstände zu Bezugspersonen, bieten sie an, bevor sie sie wieder zurückverlangen. Sie erfreuen sich an den begleitenden Worten „Danke“ und „Bitte“ und darüber, dass ihre Einladung zum Spiel solche Freude bereitet.

Hier findest du alles, was du über die Entwicklung im ersten Lebensjahr wissen musst und wie du dein Baby unterstützen kannst!

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