Die Situation, in der wir alle uns momentan befinden ist nicht einfach. Die Reduktion sozialer Kontakte ist auch für mein Leben sehr einschneidend. Kein Kaffetrinken mehr mit meinen Freundinnen, kein Italienisch-Kurs, kein Yoga, kein Chorsingen…
Die Schulschließung wurde zuallererst von meinem 17jährigen als Coronaferien betitelt. Aber klar ist, dass es genau das nicht ist. Es sind keine Ferien. Es ist für alle drei sehr schwierig, die Kontakteinschränkungen zu akzeptieren und einzuhalten. Wenn man seine Freunde nicht mehr treffen darf, ist das ein harter Einschnitt in die soziale Welt eines Menschen. Aber für einen Jugendlichen, der gerade dabei ist, sich von seiner Familie loszulösen eine wahrhafte Katastrophe. Eine verständnisvolle elterliche Begleitung ist in diesen Zeiten noch wichtiger. Was uns durch diese Tage hilft ist die Klarheit, dass wir zu Hause bleiben, eine Tagesstruktur und viel Abwechslung.
wir bleiben zu Hause!
Mein Schwiegervater wollte am Samstag seinen 80. Geburtstag feiern und es war wirklich sehr schwer, ihm das auszureden. Gottseidank hat das Lokal Verantwortung übernommen und die Feier abgesagt. Ob wir gekommen wären? Nein, wir hätten ihn alleine feiern lassen…auch, wenn ihn das sehr traurig gemacht hätte.
Für das Storchennest arbeite ich momentan zu Hause, stelle Angebote her, nähe Kinderkochhandschuhe, schreibe Dokumentationen. Ich bin also mit Arbeit eingedeckt, aber da sind ja noch andere Menschen um mich herum. Wir sind zu fünft. Zu fünft zu Hause. Es gibt im Netz bereits viele Menschen, die sich Gedanken zur Situation gemacht haben, einige haben Vorschläge parat, wie man den Alltag mit den Kindern gut verbringen kann. Es gibt unzählige Spielvorschläge, Bastelangebote für zu Hause und Beschäftigungsideen. Aber: was tun mit den Älteren?
Meine größte Frage: Wie kann ich verhindern, dass meine Kinder stundenlang vor ihren Smartphones versumpern oder vor lauter Langeweile das ganze Netflix Programm auswendig lernen? Ich könnte das W-Lan Passwort ändern, aber das würde nur zu Streit führen und nicht zu konstruktiven Lösungen.
Möglichkeiten für ein gutes Miteinander
1. ein Tagesplan
Wir erlauben uns, lange zu schlafen und erst gegen 10 zu frühstücken. Das entspricht unserem Biorhythmus. Beim Frühstück gibt es die erste Familienkonferenz. Wer hat was heute vor? Welche Arbeiten sind im Haushalt zu erledigen und welche Aufgaben kommen von der Schule? Wie teile ich meine Arbeit heute ein? Wer kocht das Mittagessen? Es wird gesammelt und geplant, sodass jeder weiß, wie er den Tag füllen mag.
2. vorbereitete Umgebung
Bei uns bedeutet die Einschränkung auch Veränderungen der häuslichen Umgebung. Wir haben das Wohnzimmer umgestellt, um eine Puzzleecke für alle zu schaffen, mein Schlafzimmer ist kurzerhand zu meinem Home-Office geworden und im SpielRaum steht jetzt der Tischtennistisch. Gestern haben wir die Kinderzimmer geputzt und ausgemistet, damit die Räume gerne benutzt werden. Jede Ecke des Hauses darf angenehm und wohnlich gestaltet werden, wir wollen uns die nächsten Wochen wohlfühlen 🙂

3. tägliche Bewegung in der frischen Luft
Wir haben das Glück, in einem Ort zu leben, in dem sich nicht viel tut und der Wald, die Felder gleich hinter unserem Hause beginnen. Mit unseren Hunden sind wir sowieso täglich draußen unterwegs. Im Moment ist es für die Hunde wie jeden Tag Weihnachten: morgens geht mein Mann, gegen Mittag ich mit Emil und abends schick ich einen der Großen raus. So oft kommen die Hunde an „normalen“ Arbeitstagen niemals raus. Aber für jeden von uns eine super Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten und tief Durchzuatmen. Die Chance, jemandem im angrenzenden Wald zu begegnen ist auch außerhalb Coronazeiten schon gering 🙂

4. Selbstfürsorge
Auch in einem großen Haus wie unserem kann man sich zu nahe sein. Wenn es notwendig ist, sich über längere Zeit zu Hause aufzuhalten, ist ein persönlicher Rückzugsort Gold wert. Ich erlaube mir, mich dann zurückzuziehen, wenn ich merke, dass es mir zuviel wird. Diese Bitte kommuniziere ich an die ganze Familie. Achtet bitte alle darauf, rechtzeitig aus schwierigen Szenarien auszusteigen, bevor es zu spät ist! Einfach mal einen Schritt zurück…
Aber nicht nur der Rückzugsort ist entscheidend, sondern auch, was du darin vorhast. Einfach nur mal liegen und durchatmen oder am Ergometer ein paar Minuten strampeln? Was auch immer, richte dir deinen Rückzug so ein, wie du ihn brauchst. Vielleicht reicht dir eine Yogamatte und ein Kissen, vielleicht ist dein Rückzugsort aber auch der angrenzende Wald…
5. gemeinsam…
Wenn meine Kinder auch groß sind und sich gerne in ihren eigenen 4 Wänden aufhalten. Es ist jetzt Zeit, Momente gemeinsam zu verbringen. Gemeinsam essen, gemeinsam musizieren, gemeinsam tanzen, gemeinsam spielen, gemeinsam lachen…das stärkt den Familienzusammenhalt und erhöht das gegenseitige Verständnis. Es muss auch nicht immer zu fünft sein (diese Chance sehe ich allenfalls beim Essen…), aber eben gemeinsam. Mit dem Partner, mit nur einem Kind. Verschiedene Konstellationen = verschiedene Aktivitäten.
Was hilft dir in diesen Zeiten? Bist du zu Hause oder musst du noch zur Arbeit fahren? Und was machst du mit deinen Kindern? – Ja, ich bin neugierig und freue mich über dein Kommentar.
Liebe Dani! Schön von dir zu lesen, deine Zeilen lesen sich ansprechend fließend 🙂 Spannend außerdem wie ihr euren Alltag gestaltet. Da merkt man das eure Kinder schon älter sind. Für Ylva ist die plötzliche Veränderung am wenigsten spürbar, für mich sind viele Dinge so wie immer. Alltag. Haushalt. Aufräumen. Kochen. Wäsche waschen. Telefonische Erziehungsberatung. Spielen. Lachen. Musik hören. Windel wechseln. Stillen. Spazieren gehen – sehr wichtig. Zwischendurch Entspannen und am PC sitzen, sicher habe ich etwas vergessen. Für mich ist diese Zeit ein großes Geschenk. Letztes Jahr habe ich so oft den Wunsch verspürt und auch gegenwärtig Willi kommuniziert das ich so gerne eine Auszeit nur für uns als Familie hätte, ohne soziale Kontakte, ohne Termine. Einfach nur wir. Jetzt wurde es verordnet. Für mich Freude Glück Dankbarkeit spürbar, gleichzeitig weiß ich das es nicht für alle ein Geschenk ist, wo Sonne da auch Schatten. Wir sind alle zu fünft daheim, vor allem Willi. Natürlich arbeitet er nebenbei, aber er ist bei uns. Dadurch habe ich auch einwenig mehr Zeit für mich, für Bewegung draußen. Die erste Woche mit Elio und Mila war realit entspannt, mehr als davor. Elio findet sich wieder. Spielt mit sich, verwendet seine Sachen im WZ und auch in seinem KZ. Er hat wieder den Fokus seine Welt entdeckt. Außerdem haben sich Mila und Elio wieder mehr verbunden. Sie haben viel miteinander gespielt, vor allem draußen, da es ja so warm war. Mila ist auch oft beschäftigt mit ihren Sachen, verspürt keine Langeweile, hat alle ihre Hefte, die sie ja gerne bearbeitet, befüllt daheim. Und sie schreibt gerade an einer eigenen Kinderzeitung. Außergewöhnlich und bemerkenswert für mich, obwohl wir sozial viel vernetzt sind, uns sehr gerne mit Menschen treffen, in und außerhalb vom Nest, verspüre ich noch kein starkes Bedürfnis nach außen, habe keine „Vermissensgefühle“. Das Licht, die Liebe, die Kraft und die Verbundenheit zu den lieben Menschen die ich gerne treffe, bleibt vorhanden. Es wird alles gut, mit viel Formungskraft und Wandel für unsere Menschheit. Alles Liebe, Viele Grüße und Umarmungen zu dir und euch. Barbara 🙂
Liebe Babsi, vielen Dank für deine Worte! Schön hast du das geschrieben und es freut mich, dass es euch gut geht und ihr alle von der Zeit zu Hause profitieren könnt. Ja, alles wird gut! Ganz viele liebe Grüße schicke ich dir und eine dicke Umarmung!